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Der Geschichte auf der Spur

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Jahre später der zweite Schock: Der Flugtag in Ramstein mit seinem schrecklichen Ende, als Jets zusammenstießen und viele Menschen starben. „Ich war mittendrin im Chaos und musste um mein Leben rennen", berichtet Emrich.

Seit jeher interessiert sich der gebürtige Hoppstädter für Flugzeugabstürze, von denen im Zweiten Weltkrieg einige in der Region zu verzeichnen waren. „Im Raum Idar-Oberstein waren Flakgeschütze stationiert, die etliche alliierte Flugzeuge abschossen", erzählt Wolfgang Emrich. Sie warfen vor dem Absturz Bomben ab, die unter anderem in der Gegend um Löllbach, Hoppstädten und Grumbach explodierten. „Als Kind habe ich in den Bombentrichtern oft nach Splittern gesucht", so Emrich.

Immer mehr interessierte er sich für Hintergründe: „Was ist da genau passiert? Ich habe mich stets gewundert, dass sich die Ortsgemeinden nicht darum gekümmert haben. Wir sind doch mittlerweile ein vereintes Europa und Freunde. Die Hinterbliebenen sollen doch wissen, was mit ihren Angehörigen genau geschehen ist." Gut findet der 59-Jährige, dass kürzlich in Löllbach Franzosen und Deutsche gemeinsam einer abgestürzten Bomberbesatzung gedachten (wir berichteten). Am 60. Jahrestag des schrecklichen Ereignisses hatte Wolfgang Emrich zum Gedenken Blumen an der Absturzstelle gepflanzt, kann sich Ehefrau Jutta erinnern.

Den genauen Ort hatte er bei seiner ersten Suche rasch gefunden. Dort lagen noch Blechteile des Halifax-Bombers herum. Emrich informierte Klaus Zimmer von der Kreisverwaltung Kusel, der Details im Internet unter www.flug zeugabstuerze-saarland.de dokumentierte. Besonders traurig macht Wolfgang Emrich, dass die französische Besatzung im Februar 1945 ihr Leben lassen musste, obwohl „für Frankreich auf dessen Territorium der Krieg eigentlich schon vorbei war. Und dann hat es die Männer noch erwischt. Schlimm!" Glück hatte im Oktober 1939 ein englischer Pilot, der mit seiner Maschine im nahen Langweiler abstürzte und am Leben blieb. Der Wing-Commander war lange Zeit der ranghöchste Kriegsgefangene und wurde später als „Ausbrecherkönig" und „Kriegsheld" gefeiert. Achtmal entkam er, wurde aber jedes Mal wieder gefangen genommen. Der Mann kam nach dem Krieg oft zu Besuch nach Langweiler, wo er nach dem Absturz gut behandelt worden war, weiß Emrich.

Der hat im Nordpfälzer Bergland zahlreiche Flugzeugteile gesammelt, die er bei sich zu Hause in Grumbach aufbewahrt. Er möchte sie als Andenken an die Opfer des Luftkrieges über der hart umkämpften Region aufheben: „Eine Mahnung für zukünftige Generationen: Nie wieder Krieg!"

Von unserem Redakteur Klaus Dietrich


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