Insbesondere in der Runde mit den politisch Aktiven im Ort, an der Spitze Ortsbürgermeister Manfred Porr und der Erste Beigeordnete Günther Deiler.Duchroth gehört zu den fünf Gemeinden in der Verbandsgemeinde Bad Münster-Ebernburg, die es nach einer Städtefusion zwischen Bad Kreuznach und Bad Münster zur VG Rüdesheim zieht. Die Rüdesheimer haben auch schon ihre Bereitschaft erklärt. Problem ist nur, dass Innenminister Roger Lewentz nun angekündigt hat, die neun Restgemeinden in der VG BME auch ohne die Stadt Bad Münster zumindest bis Anfang 2016 zusammenzulassen (wir berichteten). Das wirft viele Fragen auf, auch bei den Durchrothern, die kein Verständnis dafür haben, dass „das Land so auf Zeit spielt", sagt beispielsweise Elsbeth Hernö.
Für Günther Deiler ist die Sachlage klar: „Das Land hat noch keine Lösung für alle neun Gemeinden parat, deshalb versuchen sie das Ganze so weit es geht hinauszuzögern." Für Ortschef Porr und den kompletten, zwölfköpfigen Gemeinderat nicht tragbar. „Wenn die Stadt Bad Münster herausfällt, ist diese VG nicht mehr lebensfähig", unterstreicht Porr.
Der Ort fühlt sich ohnehin politisch im Stich gelassen, vor allem von der Landesebene. Porr sagt: „Unsere Gemeinde ist landwirtschaftlich geprägt und wir haben immer bescheiden gelebt, deshalb kamen wir mit den Finanzen auch immer gut hin." Bis 2004. Von da an geriet Duchroth plötzlich in die Schuldenfalle. Wir haben zuletzt jedes Jahr 40 000 bis 50 000 Euro Miese gemacht", bestätigt Deiler. Weil kaum noch Zuschüsse aus Mainz erfolgten, im Gegenteil: „Uns wurde immer mehr abverlangt", ärgert sich Winzer Wolfgang Weinmann, ähnlich wie Deiler seit Jahrzehnten Gemeinderatsmitglied. „Wir hatten zum Teil eine Umlage an die VG und den Kreis von 90 Prozent", ergänzt Porr.
Glücklicherweise hat sich die Situation wieder etwas entspannt. Auch wenn auf dem Papier ein Überziehungskredit von 200 000 Euro steht. „2013 werden wir wahrscheinlich zum ersten Mal wieder einen ausgeglichenen Haushalt hinbekommen", berichtet die Runde. Weil die Steuereinnahmen kreis- und landesweit sprudeln, und Orte wie Duchroth, die nur wenig eigene Steuereinnahmen gerade im Gewerbebereich haben, wieder stärker bedacht werden. Außerdem ist die Umlage etwas gefallen. Alles Faktoren, die dem schmucken Ort finanziell helfen. Groß ist aber auch die Solidarität der Bürger, die in Zeiten leerer Kassen die Gemeinde mit Spenden unterstützen. Dazu passt auch, dass der Gemeinderat eng zusammensteht und sich nicht von Parteifarben lenken lässt, sondern an Inhalten orientiert.
Was die Duchrother vermissen, ist eine Gaststätte. Manfred Porrs Bruder Walter betreibt eine, allerdings vorrangig als Trinkgaststätte. „Früher hatten wir fünf Gasthäuser", erzählt Karlo Frick, neben Alma Dautermann zweiter Träger des Bundesverdienstkreuzes im Ort. Und das Potenzial ist nach wie vor groß. Auch weil 90 Prozent des Durchgangsverkehrs Touristen sind. Manfred Porr ist davon überzeugt: „Wer gastronomisches Talent hat, kann hier gutes Geld verdienen." Stephan Brust