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Channel: Nachrichten aus dem Oeffentlichen Anzeiger Bad Kreuznach
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Unikat der Region in Sobernheim: Brauhaus in der Disibodenberger Kapelle

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Bad Sobernheim - Das Brauhaus in der Disibodenberger Kapelle habe ein  Alleinstellungsmerkmal über die Landesgrenzen hinaus und werde eine "enorme Strahlkraf" entwickeln, sagen die Initiatoren.

Bei der Besichtigung am Freitag äußerten durch die Bank alle 30 Teilnehmer, dass sie „völlig überrascht" seien, was da im Verborgenen schlummerte und nach 500 Jahren aus dem Dornröschenschlaf wachgeküsst wurde. Derzeit geht es im denkmalgeschützten Teil des Brauhauses sehr turbulent zu: Mitarbeiter des Amtes für Kulturelles Erbe aus mehreren Abteilungen geben sich mit leuchtenden Augen fast täglich die Türklinke in die Hand. Es wird kontrolliert und dokumentiert, Archäologen und Wissenschaftler machen Ausgrabungen, Studenten aus Mainz sind am Ort, Nachwuchskräfte der Akademie der Wissenschaften aus Heidelberg schreiben ihre Promotion darüber.

Des Öfteren schimpft der Bauherr: „So geht das nicht – das ist doch ein Arbeiten." Aber Bruno Schneider weiß auch, dass das Interesse und Gerangel allein dem außergewöhnlichen Projekt geschuldet ist. Vor drei Jahrzehnten noch wäre solch ein modernes Brauhaus mit der Denkmalpflege nicht machbar gewesen. Heute befruchten sich solche Alt-/Neubauten, denn bei aller Altertumspflege steht auch die künftige Wirtschaftlichkeit im Fokus.

Der Kapellen-Förderverein und der Merxheimer Investor luden zu einer exklusiven Besichtigung und hatten mit Alwin Bertram einen Kenner der Kirchenarchitektur dabei. Der Experte erklärte: „Die Disibodenberger Kapelle ist ein bedeutender Schatz und das einzige, was von dem kläglichen Rest des Disibodenberges als Bauwerk in der Felkestadt in seiner ganzen Pracht überlebt hat."

Drei Etagen bis in die Firstspitze nahmen die Besucher in Augenschein. Der Dachstuhl wurde nach dendrochronologischen Untersuchungen auf die Zeit zwischen 1455 und 1493 datiert und zählt mit seinen originalen Eichenbalken und sogenannten Verplattungen zu den wichtigsten Zeugnissen der Zimmermannskunst in Rheinland-Pfalz. Die Besucher staunten im wahrsten Sinne des Wortes Bauklötze: Das gesamte Gebälk wird von einer Firma aus St. Goar authentisch restauriert und zukunftsfit gemacht. Da, wo sie nicht stört, komme die Technik hin, sagte Bruno Schneider. Die gesamte Dämmung des Gebäudes wird außen angebracht. „Für solch filigrane Arbeiten gibt es weder Flexe noch Steckdose", erläuterte Experte Alwin Bertram im spitzen Dachfirst, zu 100 Prozent bleibe handwerkliche Arbeit sichtbar.

Weniger als 100 Jahre diente die Kapelle als Kirche. Alle vorliegenden Publikationen darüber müssen neu geschrieben werden, bestätigte auch Experte und Fördervereinsvize Gerald Müller aus Pfaffen-Schwabenheim, denn im ersten Obergeschoss wurde in bestem Zustand ein Bogen des Chorgestühls als sogenannter Zwei- oder Dreisitz mit einem Symbol des auferstandenen Christus in zwei Meter Tiefe ausgegraben. Frühere Chronisten gehen genau hier von einer Tür aus. Die Bögen sollen in ihrer Gänze unter einer Glasplatte sichtbar erhalten bleiben. Im Laufe der Jahrhunderte haben sich durch Eingriffe Proportionen verändert, die Absenkung des Fußbodenniveaus ist deutlich sichtbar. Bernd Hey


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