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Bad Kreuznach: Sieben Jahre und vier Monate Haft für Bankräuber

Bad Kreuznach - Ein 28-Jähriger aus Bad Münster am Stein-Ebernburg wurde wegen mehrerer Fälle gewerbsmäßigen Diebstahls, Sachbeschädigung und schwerer räuberischer Erpressung am Dienstag vom Landgericht zu einer Gefängnisstrafe von sieben Jahren und vier Monaten verurteilt.

Von unserem Redakteur Stephan Brust

Das schwerwiegendste Delikt war der bewaffnete Überfall im Juli auf die Filiale der Volksbank Rhein-Nahe-Hunsrück in Bad Münster-Ebernburg. Dabei bedrohte er eine Mitarbeiterin der Bank mit einer Schreckschusspistole und flüchtete mit einer Beute von 11 575 Euro. Bereits zu Beginn der Verhandlung gab der Angeklagte alle Taten zu. Das Strafmaß fiel auch deswegen so hoch aus, weil der Mann im März erst aus der Haft entlassen worden war.

Die Liste seiner Vorstrafen ist lang. "Summiert sind das mehr als sieben Jahre", betonte Richter Dr. Bruno Kremer in Richtung des Angeklagten. "Und das in Ihrem jungen Alter von 28." Zuletzt saß der Mann knapp drei Jahre in Haft - bis März dieses Jahres. "Danach habe ich händeringend versucht, eine Wohnung zu finden, mich von meinem alten Freundeskreis ferngehalten. Aber nichts hat funktioniert, alles lief wieder schief. Da bin ich wieder in frühere Phasen zurückgefallen, habe mich selbst bemitleidet und wieder Drogen genommen", sagte er. Die Drogensucht begleitet ihn schon viele Jahre und sei der eigentliche Grund, "warum ich kriminell geworden bin", berichtete der Angeklagte.

Los ging's mit 15 und Haschisch. Zuvor war er vier Jahre in einem Kinder- und Jugendheim untergebracht. Seine Eltern hatten sich scheiden lassen, als er zwei Jahre alt war. "Lange Zeit habe ich meiner Mutter die Schuld an meinem verkorksten Leben gegeben", erzählte der 28-Jährige. "Heute weiß ich: Ich bin selbst schuld."

Im Laufe der Zeit - auch im Zuge der Jugendhaftstrafen - kamen diverse Amphetamine hinzu, bis hin zu Heroin während einer Haft sowie zuletzt auch Kokain. "Deshalb ist das auch mit der Bank passiert", erklärte der Angeklagte, "das war eine Kurzschlussreaktion." In der Nacht vor dem Banküberfall habe er begonnen, Kokain zu nehmen - insgesamt ein Gramm verteilt über die Nacht, die er durchgemacht habe, bis kurz vor dem Überfall. "Dadurch war ich total aufgeputscht und hatte einen Tunnelblick." Geplant habe er die Tat auf keinen Fall von langer Hand. "Ich brauchte dringend Geld." Mit der Beute habe er überwiegend alte Schulden auch aus seinen Drogengeschäften bezahlt. Sachverständiger Dr. Ralf Werner stellte in seinem psychologischen Gutachten heraus, dass keine krankhafte seelische Erkrankung beim Angeklagten vorliege, allerdings schon eine soziale Persönlichkeitsstörung.

Der Banküberfall war die Spitze des Eisbergs mehrerer Taten, die der 28-Jährige bereits im Mai begangen hatte. Am 12. Mai schlug er eine Scheibe einer Sportsbar in Bad Kreuznach ein, entwendete 100 Euro Bargeld sowie Gegenstände wie einen Laptop im Gesamtwert von 900 Euro. Vier Tage später brach er in ein Geschäft in der Salinenstraße ein, entnahm aus der Kasse rund 1100 Euro. In der Zeit vom 17. bis 21. Mai drang er in die Geschäftsräume einer Firma am Bourger Platz ein und entwendete Gegenstände im Wert von mehreren Hundert Euro. "Alles, um meine Drogensucht zu finanzieren", sagte der Angeklagte. "Ich brauche Hilfe, kriege das alles nicht allein hin. Ich will eine Therapie machen, wegziehen und ein neues Leben anfangen." 2010 hatte er bereits eine Therapie in Landau absolviert, wurde wegen Regelverstößen aber kurz vor Ende entlassen.

Staatsanwalt Wolfgang Jung plädierte für eine Freiheitsstrafe von acht Jahren, Verteidiger Jörg Stemmler hielt sechseinhalb Jahre für angemessen. Beide sprachen sich für eine zweijährige Therapie in einer Entziehungsanstalt aus - als Teil der Haftstrafe. Dem folgte das Gericht. "Diese Therapie ist aber kein Ponyhof", meinte Richter Kremer. "Wir hoffen und trauen Ihnen auch zu, dass Sie diese Chance nutzen. Es ist in jedem Fall Ihre letzte."


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