Von unserem Redakteur Stephan Brust
Oberbürgermeisterin Heike Kaster-Meurer ist erleichtert. „Seitdem ich in Bad Kreuznach bin, habe ich gedacht: Das sieht ja aus wie in den 50ern", erklärte sie beim Pressetermin an der Ecke Wilhelmstraße/Pfeiffergasse – und meinte damit den Blick auf die verwahrlosten Häuser am Rande des Pariser Viertels, die seit mehr als zehn Jahren nicht mehr bewohnt sind. Jetzt werden sie abgerissen. „Endlich verschwindet dieser hässliche Anblick", sagte Kaster-Meurer.
Ein Teil der Häuser (Wilhelmstraße 27–29, Pfeiffergasse 8 und Müllergasse 3) sind im Besitz der Stadt. Der Rest (Pfeiffergasse 4, 6 und 10 sowie Müllergasse 1) war im Privateigentum und gehörte der Familie Scherer. „Mit Robeer Scherer konnten wir nun eine Vereinbarung treffen. Das war auch ganz wichtig. Denn der Abriss kann nur in einem und zusammenhängend erfolgen", erläuterte die Oberbürgermeisterin.
Dass die Häuser so lange leer standen, hatte vor allem einen Grund: Nach einem Brand 1998 lohnte es sich für Scherer nicht mehr, neu zu investieren und zu sanieren. Die Folge: Es wurde regelmäßig eingebrochen, die Wohnungen wurden vermüllt. Und es wurde immer wieder auch mal gezündelt. Extrem gefährlich, gerade in einem so dicht bebauten Gebiet wie dem Pariser Viertel. „Insofern sind auch viele Nachbarn froh, dass der Abriss jetzt endlich losgeht", betonte Quartiersmanager Dirk Basmer.
Die Entrümpelung und Sortierung des Mülls hat bereits begonnen, spätestens in zweieinhalb Wochen soll der komplette Abriss über die Bühne gegangen sein. Die Kosten dafür beziffert die Stadt auf 46 500 Euro.
Die freie Fläche, immerhin gut 1000 Quadratmeter, soll dann in erster Linie neue Parkmöglichkeiten für die Anwohner bieten. Denn die sind rar gesät. „Der Parkdruck ist enorm", unterstreicht Kaster-Meurer. Die engen Gassen bieten zum Teil noch nicht mal Platz, um die Mülltonnen draußen zu platzieren. Viele müssen ihre Tonnen deshalb mit ins Haus nehmen und im Flur abstellen. In einer Einfahrt in der Müllergasse gibt es zudem immer wieder das Problem wilder Müllablagerungen. „Deshalb wird dort auch verstärkt von der Polizei Streife gefahren", weiß Stadtplaner Bettino Hans Gagliani.
Neben neuen Parkflächen soll das Areal auch kurzfristig mit Bäumen oder größeren Pflanzkübeln verschönert werden, ergänzte Gagliani. Darüber hinaus wird von Stadtseite auch geprüft, ob noch ein kleines Spielgelände integriert werden kann. Schließlich leben im Pariser Viertel gut 600 Kinder und Jugendliche, wie Dirk Basmer berichtet. Und mit dem neuen Pocket-Park an der Planiger Straße und einem Spielplatz in der Kilianstraße sind die bisherigen Möglichkeiten noch zu dürftig.
Mittelfristig sieht Gagliani auch Chancen, das Gebiet mit neuen Wohn- und Geschäftshäusern aufzuwerten. Ähnlich wie in den Konversionsgebieten. In der Schäfergasse hat die Stadt noch weitere Grundstücke, viele sind aber auch im Privatbesitz, was ein Gesamtkonzept für das Pariser Viertel nicht leichter macht. Gleichzeitig gebe es aber einen engen Beteiligungsprozess der Bürger, sagt Quartiersmanager Basmer. „Und viele, die nur darauf warten, bei der Verschönerung des Gebiets mit anzupacken." Sie dürfen sich bald einbringen. Denn mit dem Abriss der maroden Häuser ist der Anfang gemacht.