Dazu Jan Bolland auf Anfrage des „Oeffentlichen" am Samstag: „Die historischen Gebäude bleiben allesamt unangetastet." Niemand denke daran, das Stammhaus und die anderen von seinem Urgroßvater errichteten Häuser zu verändern, im Gegenteil: Er habe sich frühzeitig darum bemüht, den Denkmalschutz für die historischen Gebäude bestehen zu lassen. Eine solche Lösung habe die Denkmalpflegebehörde jedoch abgelehnt.
„In einem jahrelangen Gestaltungsprozess hat unser Haus mit den Verantwortlichen des Bauamts und der Denkmalpflege einen Masterplan entwickelt", sagt Bolland. Zahlreiche Gespräche seien in Bad Sobernheim, Bad Kreuznach und Mainz geführt worden, um die Weiterentwicklung des Unternehmens „in Harmonie mit der historischen Verpflichtung" zu sichern.
Jan Bolland: „Unser Urgroßvater Andres Dhonau ist Begründer der Felkeheilweise in Bad Sobernheim, und unsere Zielsetzung war und ist, sein geschaffenes Werk zu erhalten und in seinem Sinne fortzuführen." So wurden die Baukosten für das kürzlich eröffnete Parkschwimmbad durch aufwendige Natursteinarbeiten verdoppelt, um dem Anspruch der Anlage gerecht zu werden – bislang stets in Kooperation mit der Denkmalfachbehörde.
„Entgegen dem Rat der Denkmalpflege und dem Willen der Stadt wurden dank unseres Einsatzes wichtige Grundsteine des Denkmals erhalten, die nun als besonders erhaltenswert gelten." Übrigens: Im Unterschied zu anderen Einrichtungen habe BollAnt's nie auch nur einen einzigen Zuschuss-Cent für seine Denkmalpflege erhalten.
Bolland ruft in Erinnerung: „Nach den Plänen des ehemaligen Stadtbürgermeisters Dr. Dümmler sollte die historische Jugendstilanlage abgerissen werden und einer modernen Klinik weichen."
Leider fehle Mainz heute das Geld, um sich der vielen geschützten Anlagen im Land widmen zu können. Auch habe man Personalengpässe zu spüren bekommen: „Unsere Bauvorhaben wurden bis zu zwei Jahre in die Länge gezogen, weil Personaleinsparungen in den Behörden dazu geführt haben, dass Entscheidungsprozesse massiv verzögert wurden."
Dieser wirtschaftlich unzumutbare Umstand habe sie nun dazu bewogen, um die Aufhebung des Denkmalschutzes zu bitten: „Denn es ist doch geradezu absurd: Wir führen in vierter Familiengeneration ein Unternehmen, das seit der Gründung im Jahr 1907 eigenständig in unseren Händen entwickelt wurde. Durch die Denkmalpflege wurde uns die Autonomie für unser eigenes Unternehmen genommen. Nun hat man uns die Souveränität zurückgegeben", bekräftigt Jan Bolland, „und wir sind uns der Verantwortung für ,die schönste linksrheinische Jugendstilanlage', wie sie die Denkmalpflege einst bezeichnete, sehr bewusst." mz
Kommentar
Weg mit den Altlasten: Die Expansionspläne könnten auch ein neues Miteinander einleiten
Donnerstagabend im Stadtrat: Jan Bolland informiert über die Pläne, nach denen „BollAnt's im Park" erweitert werden soll: um ein Damen-Spa am heutigen Wellness-Komplex, ein Gästehaus am Rande des 4000 Quadratmeter großen Geländes, einen vergrößerten Küchentrakt des Hermannshofs und den Ausbau des Landhauses am alten Schloss.
Kein Mensch redete vom Abriss alter Bauten, von gravierenden Änderungen am Stammhaus oder an den historischen Nebengebäuden. Das ist Fakt. Und dennoch waberte sofort die Denkmalschutz-Panik durch Sobernheim. Auf meine Nachfrage am Samstag sagte Jan Bolland: Niemand habe vor, die Altbauten anzutasten, sie zu verändern oder gar zu schleifen, auch wenn der Denkmalschutz zum 1. September aufgehoben sei. Ich glaube ihm. Auch weil er betonte, dass er nicht Hand anlegen wolle an etwas, was sein Urgroßvater errichtet habe. Und weil gerade die Kombination aus alt und neu den Reiz des Ensembles ausmache – was die „BollAnt's"-Gäste schätzen und was 30 000 Übernachtungen im Jahr belegen. Wirtschaftlich gefährlich, salopp gesagt: schön blöd, wenn Bolland sich dem entgegenstellen und aus dem Park ein enttraditionalisiertes Experimentierfeld für moderne Baukunst machen wollte. Natürlich: Die Wirkung der einst frei stehenden Altgebäude wird durch ihnen auf die Pelle rückende Neubauten reduziert – das ist die Gratwanderung zwischen der Welt des Gründungsjahres 1907 und den Ansprüchen 2014, wenn der Spatenstich am Damen-Spa erfolgt. Aber: Historisches kann gut einhergehen mit dem, was heute auf dem umkämpften Wellness-Gourmet-Markt geboten ist. Der Beweis seit Jahren: „BollAnt's im Park" ist permanent ausgebucht.
„Muss man ihn vor seinem im Grunde positiven Tatendrang auch ein wenig schützen, weil er heute Dinge plant, die er in einigen Jahren möglicherweise bedauern wird?", fragt ein dem Jungunternehmer Jan Bolland gesonnener Stadtratsmann zum Fünf-Millionen-Investitionsfeuerwerk, das in den nächsten Jahren im Park abgebrannt werden soll. Sie eher partnerschaftlich zu begleiten – das wäre ein neuer Weg der skeptischen Kommunalpolitik im Verhältnis zur nicht immer pflegeleichten Familie über der Nahe.
Mein Wunsch an die Skeptiker im Stadtrat: Schmiert den jungen Bollands, auch wenn ihr immer noch daran knabbert, heute nicht mehr aufs Brot, was die Generationen vor ihnen getan oder gelassen haben. Motto: erst bauen und dann genehmigen (wofür es sicherlich auch gute Gründe gab, weil man als Unternehmer im Dickicht aus Vorgaben, Gesetzen und Forderungen verträumter Bürokraten eben immer wieder unkonventionelle Wege gehen muss). Und: Erzählt ihnen nicht, was sie für ihr Metier, den Fremdenverkehr, wollen sollen. Sondern begleitet sie mit Klartext, wenn nötig auch mal mit einem bewusstseinsschärfenden Veto. Aber behindert sie nicht mit Gift und Galle hintenrum. Merke: Wer so viel eigenes (!) Geld in die Hand nimmt, geht volles Risiko – und hat vor allem viel zu verlieren. Kein Wunder also, wenn er selbstbewusst auftritt und seine Ziele hartnäckig-unkonventionell verfolgen muss.
Mein Wunsch an die Bollands: Nehmt den Stadtrat als Vertreter einer Öffentlichkeit ernst, der darauf achten muss, dass nicht jeder einfach machen darf, was er will. Merke: Vielleicht sind nicht alle im Rat eure besten Freunde. Es sind aber auch nicht eure Feinde.
Fazit: Am Donnerstagabend hat Jan Bolland im Stadtrat seine Karten auf den Tisch gelegt, was vor ihm noch wenige Sobernheimer Investoren fertigbrachten. Dafür haben er, seine Familie und seine 150 Mitarbeiter einen konstruktiven Umgang verdient. Das wird die Hauptaufgabe des gesamten Stadtrates sein, wenn es darum geht, eines der bundesweit bekannten Sobernheimer Lieblingskinder, „BollAnt's im Park", behutsam und gemeinsam (!) weiterzuentwickeln. Stefan Munzlinger