Quantcast
Channel: Nachrichten aus dem Oeffentlichen Anzeiger Bad Kreuznach
Viewing all articles
Browse latest Browse all 11608

Was wird aus dem Warmfreibad am Rüllberg?

$
0
0
VG Lauterecken - Das Rüllberg-Bad der Verbandsgemeinde Lauterecken auf der Gemarkung Homberg ist sanierungsbedürftig. Vor diesem Hintergrund hatte der VG-Rat Grundsatzbeschlüsse zum Umbau der Anlage zu einem Naturbad gefasst.

Nicht zuletzt wegen bekannten Schwierigkeiten beim Betrieb von Naturbädern hat der VG-Rat am 4. Juni 2013 von einem Umbau zum Naturbad Abstand genommen und die bestehenden Beschlüsse wieder aufgehoben. Der Förderverein Rüllberg-Bad und der Dörferzusammenschluss „Die Zwölf" kämpfen für den Fortbestand des Warmfreibades. Wir fragten nach: Welche Positionen vertreten die drei VG-Bürgermeisterkandidaten in dieser Frage?

„Eine Generalsanierung des Bades mit Kosten in Höhe von rund 2,5 Millionen Euro kann sich die VG Lauterecken nicht leisten, da die Folgekosten mit rund 350 000 bis 400 000 Euro jährlich nicht aufzubringen sind", sagt der amtierende VG-Bürgermeister Egbert Jung (parteilos). Das Rüllberg-Bad solle jedoch auf jeden Fall erhalten bleiben und weiter betrieben werden. Dringend notwendige Investitionen seien durchzuführen, um das Bad zukunftsfähig zu machen. Im Fusionsvertrag und in der Begründung zum Landesgesetz über die freiwillige Bildung der neuen VG Lauterecken-Wolfstein ist festgehalten, dass das Rüllberg-Bad ebenso wie das Freibad Wolfstein eine zentrale Sport-, Spiel- und Freizeitanlage sein soll.

Egbert Jung weist ausdrücklich darauf hin, dass bei dem vorgeschlagenen Erhalt des Bades lediglich funktionale Aspekte eine Rolle spielen und die Einrichtung als Familienbad für die strukturschwache Region im Nordzipfel des Landkreises Kusel unbedingt erhalten werden soll. Ebenso soll die Funktion des Bades für den Schwimmunterricht der Schulen bestehen bleiben. Darüber hinaus spiele das Bad auch überörtlich eine große Rolle, da zum Einzugsbereich auch Gemeinden aus den Verbandsgemeinden Herrstein und Kirn-Land sowie die Städte Kirn und Idar-Oberstein gehören.

Da mittel- bis langfristig eine Förderung aus Mainz nicht zu erwarten sei, müsse die Verbandsgemeinde Lauterecken die Investitionen allein tragen. Dabei könne man auch an unkonventionelle Finanzierungsmöglichkeiten denken, etwa an den Verkauf symbolischer Bausteine. Hier könnten sich auch die Einzugsgemeinden aus den benachbarten VGs engagieren. Die Folgekosten können laut Jung trotz der notwendigen Investitionen durch den Einsatz regenerativer Energien bei der Heizung, Engagement des rührigen Fördervereins bei der Aufsicht im Bad und andere Maßnahmen auf dem bisherigen Niveau gehalten oder vielleicht sogar gesenkt werden.

„Das Rüllberg-Bad ist für viele Bewohner innerhalb und außerhalb der Verbandsgemeinde Lauterecken-Wolfstein und insbesondere für die Einwohner der umliegenden Gemeinden von großer Bedeutung. Von daher sollte unbedingt versucht werden, das Schwimmbad zu erhalten", betont der Bürgermeister der Verbandsgemeinde Wolfstein, Michael Kolter (CDU). Aufgrund des Zustands des Bades bedürfe es allerdings erheblicher Anstrengungen, um dieses Ziel zu erreichen. „Ob diese letztlich zum Erfolg führen, hängt von vielen Faktoren ab. Die unbefriedigende finanzielle Situation unserer Kommunen darf dabei nicht aus dem Blickfeld geraten", so VG-Bürgermeister Kolter.

Die Frage, wie viele Schwimmbäder die Verbandsgemeinde Lauterecken-Wolfstein unterhalten will und kann, sei im Fusionsvertrag nicht geregelt. Die Zeit, in der die VG den Betrieb im Rüllberg-Bad so lange aufrechterhalten wird, wie dies mit vertretbarem finanziellen Aufwand möglich ist, müsse genutzt werden, um dringend notwendige Schritte einzuleiten und durchzuführen. Es bedarf laut Michael Kolter intensiver Gespräche zwischen den Verantwortlichen der Verbandsgemeinde, der Ortsgemeinden und des Fördervereins. Ziel müsse es sein, durch Schaffen einer Solidargemeinschaft dem Schwimmbad zugutekommende Einnahmen zu erzielen.

Bei der Fortschreibung des Flächennutzungsplans der Verbandsgemeinde Lauterecken seien auch Flächen für die Errichtung von Windenergieanlagen in den Gemarkungen der „Zwölf" vorgesehen. Den Gemeinden hier zufließende Gelder aus Wegenutzungsverträgen, Kabeldurchleitungsrechten und eventuellen Pachteinnahmen könnten – jedenfalls zumindest teilweise – solidarisch für diesen Zweck eingesetzt werden. Darüber hinaus komme eine wirtschaftliche Betätigung der Gemeinden durch die Errichtung einer Anstalt des öffentlichen Rechts nach dem Vorbild der „Naturenergie Königsland" in der VG Wolfstein in Betracht, bei der alle Gemeinden mit ins Boot genommen werden sollten, die den Erhalt des Schwimmbades befürworten. „Dabei denke ich selbstverständlich auch an Ortsgemeinden außerhalb des Landkreises. Mit der daraus resultierenden Beteiligung an einer Betreibergesellschaft könnten in einigen Jahren Einnahmen erzielt werden, die dann zweckgebunden für das Schwimmbad verwendet werden können", hofft Bürgermeister Kolter: „Wenn uns der Erhalt des Schwimmbades am Herzen liegt, haben wir eine realistische Chance, dies durch intensive und konstruktive Zusammenarbeit zu erreichen. Als Bürgermeister der Verbandsgemeinde Lauterecken-Wolfstein werde ich die notwendigen Gespräche suchen und eine erfolgreiche Lösung dieser Fragen anstreben."

Bürgermeisterkandidat Andreas Müller (SPD) gibt zu bedenken: „Wie jede Medaille hat auch dieser Bereich zwei Seiten." Auf der einen Seite könne man die Gründe derjenigen nachvollziehen, die sich für eine Schließung des Schwimmbads aussprechen oder denen es letztlich gleichgültig ist. Sie führten als Gründe unter anderem an, dass eine Renovierung oder ein Neubau finanziell für die VG Lauterecken oder die zukünftigen VG nicht tragbar sei. Eintrittsgelder entsprechend anzupassen, würde wohl auf absolute Ablehnung in der Bevölkerung stoßen, da diese sehr hoch wären. Auch sprächen eine recht hohe Dichte an Freibädern im Landkreis Kusel und die Randlage gegen einen Erhalt. Dem stünden aber Gründe entgegen wie sportliche Aktivitäten, der medizinische Aspekt und andere Dinge wie Kommunikationstreff, Tourismus, Steigerung der Lebensqualität, Aufwertung der umliegenden Ortsgemeinden als Wohngemeinden.

Das Rüllberg-Bad ist „wunderschön gelegen mit einem eigenen, charmanten Flair", weiß Andreas Müller, der festhält: „Auch stellt man sich zu Recht die Frage, auf was die Landbevölkerung denn noch alles verzichten muss?" Realistisch betrachtet, müsste wohl das Rüllberg-Bad geschlossen werden. „Meiner Meinung nach sollte eine Schließung des Freibads nur dann erfolgen, wenn keine anderen Möglichkeiten mehr machbar sind. Das Problem – Renovierung oder Neubau – wurde immer, zeitlich gesehen, leider vor sich hergeschoben. Nun Schnellschüsse zu machen, unmittelbar vor dem Zusammenschluss beider VGs, finde ich bedenklich", glaubt Müller. Die Meinung, eine Fusion beider VGs würde den „Tod des Schwimmbads" bedeuten, bezweifelt der Sozialdemokrat erheblich.

Entscheidungsträger blieben letztlich immer die Ratsmitglieder des jetzigen und des neuen Rates. Wichtig sei das ständige kommunikative Miteinander der Bürger und der Ratsmitglieder. „Alle müssen bei solch weitreichenden Entscheidungen eingebunden werden", fordert Andreas Müller. Informationsdefizite führten immer zu Verunsicherungen und Gerüchten und seien somit kontraproduktiv. „Politische Aussagen zu treffen mit dem Willen, Stimmen bei den Wahlen zu erhalten, werde ich nicht vornehmen. Populismus ist hier absolut fehl am Platze. Entscheidend wird sein, wie der Erhalt des Bades, ob Neubau oder Renovierung, finanziell gestemmt werden kann, sagt Müller und fragt: „Können wir Privatinvestoren gewinnen? Da muss man natürlich als Verantwortlicher sehr aktiv sein und auch ein bisschen Glück haben. Können die angrenzenden Gemeinden der VG Herrstein finanziell mit eingebunden werden, zum Beispiel im Rahmen der Mitgliedschaft in einem Förderverein, da die VG Herrstein keine freiwilligen Ausgaben bezüglich Rüllberg machen wird?" kd


Viewing all articles
Browse latest Browse all 11608


<script src="https://jsc.adskeeper.com/r/s/rssing.com.1596347.js" async> </script>