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Wohnraum für Flüchtlinge im Kreis wird knapp

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Kreis Bad Kreuznach - Die Zahl der Asylsuchenden im Kreis hat sich gegenüber 2012 in 2013 um 133 Prozent gesteigert. Das stellt die Behörden vor allem vor die schwierige Aufgabe, genügend Wohnraum für die Menschen zu finden.

Von unserem Reporter Dominic Schreiner

Die Zahl an Asylsuchenden im Landkreis Bad Kreuznach hat sich gegenüber 2012 in 2013 mehr als verdoppelt. Gab es hier 2012 noch 102 Zuweisungen von Asylbewerbern, so nahm der Kreis im vergangenen Jahr bereits 238 Schutzsuchende auf. Das entspricht einer Steigerung von 133 Prozent.

Nach einer ersten Prognose der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion Rheinland-Pfalz (ADD) in Trier ist auch für 2014 ein weiterer Anstieg der Zugangszahlen im Landkreis Bad Kreuznach zu erwarten. Bereits im Januar dieses Jahres stieg die Quote der Zuweisungen im Vergleich zum Vorjahresmonat erneut, und zwar um 80 Prozent.

Vor allem Flüchtlinge aus Syrien, aber auch aus Afghanistan, Somalia und dem Irak, also den aktuellen Krisenherden des Weltgeschehens, sorgen für diesen enormen numerischen Zuwachs, der die Behörden vor schwierige Aufgaben stellt. „Personell sind wir sehr gefordert, um nicht zu sagen am Rande unserer Möglichkeiten“, erklärt Ralf Gillmann.

Gillmann, Referatsleiter Asylbewerber in der Kreisverwaltung und somit zuständig für die Begleitung des Asylverfahren auf lokaler Ebene, betont, dass auch andere Behörden in der aktuellen Situation vor immer schwerer zu lösende Aufgaben gestellt werden. „Die Sozialämter im Kreis müssen schauen, wie sie genügend Wohnraum für diese Personen bekommen“, erläutert Gillmann.

In der Stadt Bad Kreuznach finden die Flüchtlinge meistens im Pariser Viertel oder im Bereich Kreuznach Süd Unterschlupf. Doch anscheinend wird dort adäquater Wohnraum allmählich knapp. So passiert es immer häufiger, dass die Behörden Asylbewerber in Pensionen unterbringen müssen.

Gillmann selbst muss bei gleichem Personalstand mit seinen Mitarbeitern – es sind lediglich zwei – die stetig steigende Zahl der Verfahren bewältigen. Denn nicht nur bei den Erstanträgen ist diese Entwicklung festzustellen, auch die Asylfolgeanträge erlebten im ersten Monat dieses Jahres einen explosionsartigen Anstieg. Asylfolgeanträge werden gestellt, wenn der Bewerber in Deutschland bereits zu einem früheren Zeitpunkt um Asyl nachgesucht hatte, sein Antrag abgelehnt wurde und der Betroffene dann freiwillig ausgereist war oder abgeschoben wurde.

Alleine im Januar wurden 14 Asylfolgeanträge im Kreis Bad Kreuznach gestellt. Im kompletten Jahr 2013 waren es gerade mal 20. „Dass gerade bei den Asylfolgeanträgen die Zahlen so nach oben schießen, ist kein Wunder“, sagt der Kreuznacher Ausländerpfarrer Siegfried Pick. Er hält für diese Tendenz eine ganz simple Erklärung bereit: „Wir haben eben einen milden Winter.“

Normalerweise würden die Flüchtlingsströme in der kalten Jahreszeit eingedämmt. Anders in diesem Winter: Vor allem aus Italien würden Asylbewerber, sowohl erstmalig als auch nach erfolgter Ablehnung, in Deutschland in ganzen Gruppen anreisen, schildert Pick. „Die Menschen bekommen dort eine Aufenthaltsgenehmigung und dann einen Tritt in den Hintern und keine weitere Unterstützung. Das ist menschenunwürdig.“

Pick fordert: „Die Sozialämter im Kreis müssen jetzt proaktiv und vorausschauend nach Wohnraum für die Asylbewerber suchen.“ Und betont sogleich: „Wir helfen gern mit, Vermieter zu suchen.“


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