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Raubüberfall auf Sobernheimer Toto-Lotto-Laden: Täter mit Pfefferspray vertrieben

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Bad Sobernheim - Ein 28-Jähriger betritt einen Sobernheimer Toto-Lotto-Laden, flieht mit zehn Euro und wird wenig später gefasst.

Raubüberfall auf den Toto-Lotto-Zeitschriften-Laden von Andrea Bruchertseifer an der Sobernheimer Neugasse am Dienstagabend (wir berichteten bereits gestern): Kurz nach 18 Uhr tritt ein Mann, 28 Jahre alt, mit einem dunklen Tuch verhüllt, das nur die Augen freigibt, in das freundliche, kleine Geschäft.

Geld will er haben, „Geld, Geld, Geld". Dabei stochert er mit einem Küchenmesser auf die graue Kunst-stofftheke 1,50 Meter links von der Registrierkasse ein. Christel Bruchertseifer (64) und ihre Tochter An-drea (40), seit einem Jahr an diesem Standort, reagieren sofort auf das, was der wirre Fremde will. Beherzt treten sie ihm entgegen: Andrea stupst ihn vom Fleck, vertreibt ihn mit einer Portion Pfefferspray aus einem Fläschchen, das sie immer in Griffnähe unter der Theke bereithält. Für alle Fälle.

Polizeistreife in der Nähe

Zuvor hat Christel Bruchertseifer dem Messerfuchtler schnell einen 10-Euro-Schein hingeworfen. Der greift ihn sich, um dann, eingesprüht, in Richtung Felkecenter abzuhauen. „Ich habe die 112 gewählt, den Notruf", erinnert sie sich an die Sekunden danach. Der Zufall will es, dass gerade eine Polizeistreife in der Nähe ist. Sie greift den Mann in der Wohnung einer Bekannten auf, stellt das Messer sicher. Er stammt aus der Region, steht unter Alkohol und Drogen.

Die Beamten bringen ihn zurück zum Laden. Dort muss er sich bei Andrea und Christel Bruchertseifer entschuldigen. Er habe das nicht gern gemacht, er stehe unter Druck und werde erpresst, habe er gesagt, erinnert sich Andrea an seine wortreiche, fast verzweifelte Entschuldigung.

Nein, sie werde keine weiteren Schritte mehr unternehmen, der Fall sei für sie erledigt. Denn was könne man schon erreichen bei jemandem, der sowieso schon am Boden liegt?

Lebenslange Therapie

„Im Gefängnis", sagt einer ihrer Kunden am Mittwochmorgen, „da lernt er doch erst richtig, was Kriminalität ist." Ein hartes Urteil über unseren Strafvollzug. Der Mann gehöre in eine lebensnahe Therapie mit einem strukturierten Tagesablauf, in der er einen Beruf erlernt, sagt ein anderer. Eine Frau will davon nichts wissen. „Das ist eine klare Straftat, es hätte auch ganz anders ausgehen können", fordert sie des Täters Bestrafung, „schwieriges Leben hin oder her."

Die Kundschaft der Bruchertseifers – viele kommen zu dieser Morgenstunde zwischen 9.30 und 10.30 Uhr in den Laden – erkundigen sich nach dem Befinden der Frauen, sind mit ihnen erleichtert. Immerhin hatte der orientierungslose „Knabe" ein Messer dabei.

Dass es glimpflich endete, freut sie für die beherzten Frauen, die mehrfach erzählen müssen, was passiert ist. Edgar Hottenbacher von Eiswaren Scheib bringt ein neues Fläschchen Pfefferspray („Stop Attac").

Sympathische Anteilnahme aller Kunden, entspannte Stimmung. Stadtehrenbürger Helmut Blümel holt sich eine Zeitschrift aus dem Regal und scherzt vor der Kasse: „Das ist kein Überfall."

Bei der Vernehmung am Mittwochnachmittag ist der Täter geständig, wird auf Antrag der Staatsanwaltschaft dem Amtsgericht Bad Kreuznach vorgeführt. Der Ermittlungsrichter erlässt Haftbefehl, ab jetzt sitzt der Mann ein. Stefan Munzlinger


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