Von unserem Redakteur Stephan Brust
Davor hatte es in kurzer Zeit gleich mehrere Geschäftsführer erlebt. Mit Braun und Röth kehrte nicht nur Kontinuität ein. Die beiden gehören heute auch zu den bekanntesten und erfolgreichsten Gastronomen der Stadt.
„Wir sind echte Bauchmenschen". Andreas Röth bringt es auf den Punkt. Eine bis ins letzte Detail geplante Strategie hatten die beiden noch nie. Brauchen sie auch nicht. Sie entscheiden meistens spontan – und fahren damit bestens.
Kurhaus soll im Juni eröffnen
Das Körnchen ist ihr erstes und längstes Projekt, aber eben nur eines von vielen, das läuft. In direkter Nachbarschaft, auf der anderen Seite des Mühlenteichs, betreiben die beiden auch schon seit zehn Jahren die Schirmbar Fritz. Darüber hinaus gehört ihnen die Saltlounge im Schwimmbad Salinental, das Kreuznacher Brauwerk. Und Ende September unterzeichneten Braun und Röth den Vertrag zur Übernahme des traditionsreichen Kurhauses in Bad Münster am Stein-Ebernburg. „Der Umbau hat im Moment oberste Priorität", erklärt Braun. Eröffnung soll im Juni sein.
„Wir stehen ziemlich unter Zeitdruck", sagt er, „aber wir sind guter Dinge, dass wir es schaffen." Das Ergebnis soll „alles und jeden ansprechen", wie sie betonen. Neue Kundschaft, frühere Stammgäste. Deshalb werden ein Bistro, ein Restaurant und ein Veranstaltungsraum entstehen. „Um möglichst flexibel auf Anfragen eingehen zu können", unterstreicht Röth.
Kennengelernt haben sich die beiden in Wiesbaden – in einem ehemaligen Lokal Udo Brauns. Der kommt ursprünglich aus Norheim und hat Versicherungskaufmann gelernt. Nebenbei jobbte er in der Gastronomie. „Irgendwann habe ich gemerkt: Das ist viel mehr mein Ding. Also hab ich einfach mal losgelegt." Röth hatte mit der Gastronomie auch nur wenig am Hut. Er betrieb Tankstellen – was aber auch zur Gegenwart passt. Denn Braun hat gerade auch einen Vertrag für die Übernahme einer Tankstelle in Mainz unterschrieben.
Röth sagt über sein eigenes gastronomisches Talent schmunzelnd: „Ich bin eigentlich besserer Gast als Wirt." In jedem Fall bewegt er sich mehr im Hintergrund, steht lieber hinter die Theke. Servieren, den direkten Kontakt mit den Gästen – das ist eher Brauns Metier. „Wir ergänzen uns schon ganz gut", sagen sie unisono.
Ihre größte Herausforderung schultern sie mit dem Brauwerk direkt an der Nahe. Mit involviert: der Wohnmobilstellplatz „Salinental" direkt nebenan. Das war Bedingung der Stadt vor gut sechs Jahren. Ihr Konzept überzeugte die Stadtoberen und Politiker am meisten. Im Mai 2009 wurde bereits der Wohnmobilstellplatz eröffnet, im September 2010 stand das Brauhaus, das zum Schutz vor Hochwasser auf Stelzen gebaut wurde. Ein schicker Holzkubus mit angeschlossenem, großen Biergarten, eine Zeit lang kombiniert mit dem „Stadl" mit einer Fläche von 460 Quadratmetern, in dem die Oktoberfeste stattfinden.
Mittlerweile ist das „Stadl" im Gewerbegebiet vor Planig platziert. Und für die kommenden Oktoberfeste wurden schon 200 Karten reserviert – obwohl sie noch lange nicht in der Werbung sind.
Viele Anfragen über Region hinaus
Das moderne Konzept des Brauhauses geht auf. Nicht nur, weil sie gerade für Qualität und Gastfreundschaft mit dem Gastronomiepreis Rheinland-Pfalz ausgezeichnet wurden. Auch viele Anfragen, weitere Lokale zu bauen oder alte zu übernehmen (bis in die Eifel) zeigen, dass ihre Namen über die Region hinaus bekannt sind. Eine Erfolgsformel, sagen sie, gibt es nicht. Erfolgsfaktoren schon. Der Mut, Neues zu wagen, Ideen nicht in die Schublade zu legen, sondern auszuprobieren – auch wenn's mal schiefgeht. Oder einfach offen zu sein, Transparenz vorzuleben. „Wenn sich ein Gast beschwert und uns erzählen will, dass wir mit Fertigsoßen arbeiten", sagt Braun, „dann nehme ich ihn gern mit in die Küche und lasse ihn in die Töpfe gucken."
In den Erhalt der Brückenhäuser investiert
Gastronomie ist das Kerngeschäft von Udo Braun und Andreas Röth. Das andere Standbein heißt Immobilienvermietung, genauer gesagt Erhalt eines Teils des Brückenhausensembles auf der Mühlenteichbrücke. Denn investiert haben sie bereits in die aufwendige Generalssanierung des Brückenhauses Nummer 90, in dem jetzt der Weltladen untergebracht sind. Auch das Eckhaus Mannheimer Straße/ Kurhausstraße gehört den beiden. Dort hat gerade das Schwedische Stehcafé eröffnet.
Und jetzt haben Röth und Braun auch das Haus 69 schräg gegenüber gekauft. Das war im Besitz der Familie Mannert. Architekt Winfried Mannert ist mit seinem Büro aus dem Obergeschoss in die Klappergasse gezogen, die Familie Bruns hat – wie bereits berichtet – ihr Modegeschäft im Erdgeschoss aus wirtschaftlichen Gründen aufgegeben.
Bruns hatte auch noch Flächen des Creuznacher Rudervereins (Nummer 71) mitgenutzt. Jetzt wird der hintere Teil wieder abgetrennt, berichten Röth und Braun. Vorn zieht mit Gisela Tomm ein neues Modegeschäft für Damen und Kinder – spezialisiert auf skandinavische Marken – ein. Für den Bürobereich im Obergeschoss suchen die beiden Gastronomen noch einen Mieter. Und unter dem Dach ist eine Ferienwohnung eingerichtet, „die wir dort auch weiter betreiben werden", sagen sie.