Bad Sobernheim - Ein Malermeister erzählt aus seinem Leben, und 40 Menschen wollen ihm zuhören: Rudi Teuscher war Gast in der „Sobernheimer Runde" am Mittwochabend. Auch Moderator Gerhard Engbarth freute sich über die „proppenvolle Runde" in der Afrika-Lounge der Seniorenresidenz Felkebad und gab vorab gleich noch die nächsten beiden Gäste bekannt: Am ersten Mittwoch im Juli wird ihm Pfarrerin Sabine Richter (Kreuznacher Diakonie) und im August Antje Lezius (CDU-Bundestagskandidatin) Rede und Antwort stehen.
Zurück zu Rudi Teuscher. Er präsentierte sich als Mann mit vier „eisernen Prinzipien", die er allesamt von seinem Großvater gelernt habe: „Mit Freude auf die Arbeit"; „Fünf Minuten vor der Zeit beim Termin sein"; Gibst du einen Euro aus, musst du zwei im Portemonnaie haben" und „Ein Teuscher gibt niemals auf". Der 1940 in Tschechien als Sohn eines Malermeisters und einer österreichischen Mutter geborene Rudi wünschte sich mehrmals, dass die nach ihm geborenen Generationen diese Werte und Lektionen ebenfalls beherzigen sollten. Doch die Gier nach Wohlstand, Komfort und Reichtum sorge dafür, dass die einen immer reicher und die anderen immer ärmer würden. „Wenn die zwei Teller der Waage gleichhoch liegen, ist die Welt in Ordnung", beschrieb er die Maxime, nach der er handele. Doch das sei vielfach leider nicht mehr der Fall.
Er kam als Achtjähriger ins Nahetal. Widrige Umstände im Nachkriegseuropa begleiteten die Reise fort aus der Heimat Tschechien. Für ihn sei das alles „ein Abenteuer" gewesen. Noch gut erinnert er sich an die Fliegerangriffe.
Das erste Haus in Bad Sobernheim bezog seine Familie im Jahre 1948 als Mieter der Familie Klußmeier an der Ringstraße. Sein betriebsamer Vater bot sofort seine Malerdienste an, was der Einbindung der Familie zugute kam. Die ersten Teuscher-Kunden waren die Familien Heimer, Mersch und Köhler: „Damals zahlten die Kunden noch mit Naturalien."
In jenen Anfangstagen sei seiner Familie „viel Gutes wiederfahren", dankt Teuscher, der seinen Malermeistertitel 1962 in Kaiserslautern bestand und 1973 das Malergeschäft übernahm. Doch nicht nur wegen seiner Arbeit kennt und schätzt man Rudi Teuscher in der Felkestadt. Sein ehrenamtliches Engagement – zuerst beim FC 03 und später beim Handball-Sportverein (HSV) – haben Wirkung gezeigt. Von 1984 bis 1994 war er HSV-Chef. Auf dem Höhepunkt des sportlichen Erfolgs, mit dem Gewinn der Vize-Meisterschaft West der Damen, trat er ab, um bald darauf mit den „Grün-Weißen Panthern" eine neue Abteilung für HSV-Senioren ins Leben zu rufen. Der Gast der Sobernheimer Runde erzählte in einem Fluss, ohne dass es auch nur einen Moment langatmig wurde. Moderator Engbarth ließ ihn erzählen, wohlwissend, wie spannend ein Leben sein kann, wenn man es mit so viel Herz lebt.
Teuscher berichtete auch von seinen zahlreichen Reisen, dem zweiten Hobby neben dem Sport. Sei es mit dem HSV oder privat – in fast jeder Ecke der Welt war er schon zu Gast. Besonders nachhaltig haben ihn Land und Leute in Chile beeindruckt. Doch so langsam müsse auch er kürzer treten, mache sich das Alter bemerkbar, erzählte er in der Runde.
Die katholische Kirchengemeinde Sobernheims sei froh, dass er die Aufsicht über den Neu- und Umbau der Kindertagesstätte an der Herrenstraße übernommen habe. Mit dem Kopf schüttelt er, wenn er an die vielen gesetzlichen Vorgaben denkt, die bei einem solchen Neubau zu beachten sind. Als Beispiel nannte er eine beheizbare Kinderwagen-Garage.
Über den anhaltenden Schlussapplaus freute sich Rudi Teuscher – und hatte ihn auch verdient. (art)