Meisenheim - Nur 30 Meisenheimer nahmen teil, doch die hatten was zu sagen: Im Bürgergespräch merkten sie Kritisches zur Sauberkeit in der Stadt, zum Zustand des Friedhofs, zu Problemen bei der Verkehrsführung und zur Polizeipräsenz, zum Glockengeläut der Schloßkirche und den fehlenden Abfalleimern in der Stadt wowie zum Wochenendfahrverbot in der Untergasse an.
Nach zwei Stunden hatte Stadtbürgermeister Werner Keym einige Anregungen erhalten und verschiedene Verbesserungsvorschläge notiert. Keym hatte den Abend im Gemeindehaus am Hellmut-von-Schweinitz-Platz in drei Teile gegliedert: Rückblick, Wortmeldungen, Ungelöstes/Geplantes. Eine halbe Stunde lang berichtete er über das bisher Erreichte und Erfolge seit dem bisher letzten Bürgergespräch im November 2011. Er dankte Gruppen, Handwerkern und Privatinitiativen für ihren Einsatz für die Glanstadt.
Nur eine Abfallgrube in Betrieb
Nach einer halben Stunde wurden Fragen gestellt und Anregungen gegeben. Irene Lautenschläger bemängelte den Zustand des Friedhofs, insbesondere die Pflege des anonymen Urnengrabfeldes und den weiten Weg zur Abfallgrube. Und Helmut Sottong pflichtete ihr bei: „Wir müssen uns schämen für unseren Friedhof."
Keym wies auf zahlreiche weitere Aufgaben, die von den drei städtischen Arbeitern zu bewältigen seien: „Wir müssen Prioritäten setzen." Aus diesem Grund sei lediglich die eine Abfallgrube in Betrieb, die mit dem Traktor geräumt werden könne. Was die Sauberkeit des Friedhofs angeht, war Keym der gleichen Meinung wie Helmut Sottong: Wenn jeder Bürger den Bereich um das Grab seines Angehörigen von Unkraut frei halte, sei schon viel gewonnen.
Der Stadtbürgermeister klagte: „Was uns fehlt, ist eine Rentnergruppe wie es sie andernorts gibt. Es wäre schön, wenn wir ein paar Leute hätten, die mithelfen. Ohne stärkere Beteiligung wird sich nichts ändern."
Mit der knappen Zahl der städtischen Arbeitskräfte begründete er auch, weshalb einige Müllgefäße im Stadtgebiet entfernt worden waren. Dieter Reiß ist aufgefallen, dass die vorhandenen Mülleimer überquellen, weil sie zu klein sind und weitere fehlen.
Ein ungepflegtes Grundstück in der Wagnergasse, dessen Eigentümer nicht ausfindig zu machen und zur Rechenschaft zu ziehen ist, war ebenfalls Thema des Bürgergesprächs. Hermann Droste forderte die Stadt auf, etwas zu unternehmen, um das „Dreckeck" zu beseitigen. Notfalls müsste der Besitzer enteignet und der Grund und Boden zwangsversteigert werden. Die öffentliche Hand müsse mehr Druck ausüben, so Droste. Keym beruhigte die Gemüter: „Ich kann ihnen versichern, wir werden eine Lösung finden." Mehr wollte er dazu aber nicht preisgeben.
Untergasse eine Rennstrecke
Autofahrer, die zu schnell unterwegs sind, kritisierten Uli Schäfer, der die Untergasse besonders abends mit einer Raserzone verglich, und Hermann Droste, der mehr Kontrollen in der Obergasse forderte, sowie Helmut Sottong, der meinte, im Wohngebiet Im Tal werde ebenfalls gerast. Angeregt wurde unter anderem, die Sperrung der Altstadt auch auf die Winter-Wochenenden auszudehnen.
Eike Schmidt stellte fest, dass einige Missstände beseitigt worden seien, gleichzeitig bemängelte er aber, die Altstadt habe sich im ersten Halbjahr 2013 insbesondere vor Feiertagen und den verkaufsoffenen Sonntagen der Werbegemeinschaft „Blickpunkt" nicht in besonders positivem Licht dargestellt: „Es wehen keine Fahnen, es läuft kein Wasser. Warum wird nicht wieder eine Fahne am Gemeindehaus aufgestellt?" Die Altstadt sei doch das Aushängeschild Meisenheims und solle bevorzugt bedient werden, mahnte er.
Barbara Bickelmann wies auf den schlechten Zustand der Straßen Heimbacher Weg und In den Tiefenäckern hin.
Richard Held möchte eine Bürgerbefragung machen zum Thema Glockenschlag der Schloßkirche, weil seit der Wiederinbetriebnahme der sanierten Glockenstühle die Uhrzeit nachts nicht mehr angeschlagen wird. „Wir waren stolz auf diesen herzoglichen Doppelschlag. Jetzt wird der einfach abgeschaltet." Diesen Punkt musste Werner Keym allerdings an das Presbyterium der evangelischen Kirchengemeinde verweisen, das auch für die aktuelle Läuteordnung verantwortlich sei.
Stadt stein- und geistreich
Werner Keym betonte abschließend, dass es an vielen Stellen in der Stadt positiv laufe, im 21-köpfigen Stadtrat und in der Montagsrunde mit den Beigeordneten gehe es sehr sachlich zu. Er schloss das Bürgergespräch mit den Worten: „Meisenheim ist steinreich und geistreich, wir haben nur kein Geld. Lassen Sie sich für Meisenheim begeistern, es lohnt sich." Roswitha Kexel