Bad Sobernheim - Zum Frühschoppen am heutigen Montag spielen bei der 80. Johanniskerb ab 11 Uhr die Brunkensteiner aus Simmertal im Kerwedorf. Mit einem kleien Feuerwerk, das am Gerätehaus gezündet wird, klingt die Kerb aus.
Und so war's am Wochenende auf dem Johannisplatz. Leben Totgesagte länger? Die 80. Sobernheimer Johanniskirmes könnte das einmal mehr bestätigen. Der Freitagabend verlief weit besser als erwartet. Und auch bei unserem Kirmesrundgang am Samstagabend zeigte sich, dass eine Kerb durchaus noch Jung und Alt anzieht, wenngleich die Antworten bei unserer kleinen Umfrage ebenso uneinheitlich waren wie der Gästebesuch an den einzelnen Fahrgeschäfte und Schaustellerbuden.
Ein ganz klarer Gewinner am Samstagabend war das Weingut Theis, dessen moderner Weinstand nahe der Arbeiterwohlfahrt eng umlagert war. Da werden es die Steinhardter Winzer aber bereuen, den gemeinsamen Kirmes-Weinstand vor einigen Jahren aufgegeben zu haben. Dem Nahewein wieder einen eigenen Stand zu geben, wie von Marktmeister Werner Weingarth und Stadtbürgermeister Michael Greiner initiiert, war also ein voller Erfolg. Marktmeister Weingarth lief über den Johannisplatz und freute sich, dass mit dem „Break Dance"-Wirbel-Fahrgeschäft bereits ein Schausteller sein Kommen für nächstes Jahr zugesagt hat. Dass der ein oder andere Beschicker noch nicht glücklich mit dem Verlauf sei, sei nun mal nicht zu ändern. Das gebe es immer.
„Als alter Sobernheimer geht man auf die Kerb", will sich Seniorin Hiltrud Gaul die Stimmung nicht verderben lassen. Auch sie freute sich darüber, dass der Platz am Freitagabend so „rappelvoll" mit einer „echt guten Stimmung" war. Mit dabei war auch das Ehepaar Rolf und Wiltrud Weichel. Weichel betonte: „Wenn einmal im Jahr Kirmes ist, muss man auch hingehen. Wenn keiner mitmacht, geht doch eines unserer wichtigen Kulturfeste verloren. Auf meiner Stirn und in meinem Herzen steht ,Johanniskirmes' geschrieben!" Und schon warteten bereits die fünf Männer von „Roots", der Band aus Idar-Oberstein, darauf, die Musikbühne zu erklimmen. „Wir picken uns die besten Gigs heraus, und weil wir in 20 Jahren noch nie in Bad Sobernheim gespielt haben, sagten wir gerne zu", so Jürgen Emmesberger. Als dann die Live-Musik zu hören war, füllte sich auch der klug in U-Form angelegte Biergarten samt Pagoden von Festwirt Frank Weikert zusehens. Bereits am Freitagabend war sein Dorf gut besucht.
Wie gut für die jungen Kurgäste in der Asklepios Katharina-Schroth-Klinik, dass die Kirmes auch dort mit Flyern und Plakaten beworben wurde. Eine ganze Clique junger Patienten kam zu Besuch und lernte wie im Fall von Vivien (17) westdeutsche Feierkultur kennen: „In Berlin kennen wir Kirmes in dieser Art nicht." Und Marcel (18), Trier) belehrte sie: „In Trier feiern wir ganz genauso. Es ist angenehm, mal ein Wochenende raus aus der Klinik zu kommen."
Schön zu sehen: Oma und Opa Grimm, die Enkelin Ivy (7 Monate) die Ehre verschafften, die vielleicht jüngste Kirmesbesucherin 2013 zu sein. „Als Anwohner der Kirmes bin ich jedes Jahr auf dem Johannisplatz dabei. Es ist mehr los als im Vorjahr, das Kerweangebot ist interessanter und vielfältiger, vielleicht liegt der gute Besuch aber auch nur am Wetter", gab Robert Grimm gerne zu Protokoll des „Oeffentlichen".
Anders sieht die 27-jährige Jessica Birth die Kerb: „Es sind von Jahr zu Jahr weniger Leute hier. Statt die Kirmes abzuschaffen, sollte man sie besser mit besseren Angeboten ausstatten und an einen anderen Termin legen", meinte sie und zählte das Spießbratenfest Idar-Oberstein und die Johannisnacht Mainz auf. „Der Kreuznacher Jahrmarkt ist mir zu voll. Deshalb bin ich lieber in Sobernheim", sagte eine Lauschiederin und spornte so die Felkestadt an, ihre Johanniskerb weiter zu hegen. Martin Köhler