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Schon drei Drogentote im Kreis Bad Kreuznach seit Jahresbeginn

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Kreis Bad Kreuznach -  Bereits drei Drogentote musste die Kriminalinspektion Bad Kreuznach seit Jahresbeginn erfassen – so viele wie im gesamten Jahr 2012. Trotzdem hält Hans-Peter Rauschenbach, Leiter des Drogendezernats der Kripo, dies nicht für eine besorgniserregende Entwicklung.

„Im vergangenen Jahr gab es im ganzen zweiten Halbjahr keinen Todesfall.“ Daher sei völlig offen, wie die traurige Bilanz der Drogenopfer am Jahresende ausfallen wird.
Zwei bis vier Drogensüchtige lassen im Schnitt jedes Jahr in der Region zwischen Bingen und Kirn – dem Zuständigkeitsgebiet der Kriminalinspektion Bad Kreuznach – ihr Leben. Seit 2009 verzeichnet die Statistik insgesamt 15 Menschen, denen die Sucht den Tod gebracht hat. Mindestens, wie Rauschenbach betont. Denn nicht alle Drogentoten würden gemeldet. Oder die Todesursache sei wegen anderer Gesundheitsprobleme nicht eindeutig.
Oft spielt der Körper nicht mehr mit, weil die Abhängigen mehrere Rauschmittel zugleich nehmen, etwa zu Heroin oder Amphetaminen greifen und zusätzlich zu Alkohol oder Marihuana. „Mischintoxikationen sind bei Todesfällen oft der Grund“, weiß Kripochef Stephano Borrero Wolff. Überwiegend trifft dieses Schicksal Menschen um die 30, die lange Jahre süchtig sind. Aber auch ganz Junge und über 50-Jährige zählen zu den Opfern. Mehrere Hundert Konsumenten harter Drogen gibt es nach Einschätzung der Kripo in der Region. Tendenz leicht steigend. Weiche Rauschmittel wie Cannabis sind dabei gar nicht erst berücksichtigt. Lange ging es bei harten Drogen vor allem um Amphetamine, erzählt Rauschenbach. „Kreuznach war dafür eine Hochburg.“ Seit die Grenzen nach Osteuropa offen sind, hat sich das gewandelt. „Heute spielt Heroin eine große Rolle.“ Kokain nicht. „Das ist für die Konsumenten nicht bezahlbar.“ Ein neues Phänomen sind Legal-High-Produkte wie etwa Kräutermischungen, denen verbotene Substanzen beigemischt sind. „Das ist ein extremer Markt mit unwahrscheinlichen Gewinnspannen.“ Die Billigdroge Crystal Meth, die europaweit auf dem Vormarsch ist, spiele in der Region bislang keine Rolle.
Dass Dealer oft mehrere Rauschmittel handeln, macht den Umstieg auf harte Drogen für junge Leute leicht.  In vielen Fällen der Beginn einer langen Suchtkarriere. Gelinge es, einen Händler aus dem Verkehr zu ziehen, steige sofort der nächste ein. Schwer haben es die Beamten, die in der Szene immer wieder Kontrollen durchziehen, auch aus einem anderen Grund: „Bei Konsumenten und auf Händlerebene ist die Dunkelziffer hoch.“
In der Region ist Bad Kreuznach als größte Stadt Schwerpunkt der Drogenszene. Besorgniserregende Brennpunkte sieht das sechsköpfige Team des Drogendezernats aber nicht, auch nicht in der Neustadt. Auch auf dem Land gehen der Polizei immer wieder Täter ins Netz – nicht selten bei Verkehrskontrollen. Überhaupt gelte: „Je mehr wir kontrollieren, desto mehr bekommen wir mit“, sagt Borrero Wolff. Und desto höher klettern die offiziellen Fallzahlen. Die Statistik liefert also oft ein verzerrtes Bild, das mehr über die Personalausstattung der Polizei als über das tatsächliche Drogenproblem aussagt.
Den Königsweg gegen die Drogensucht sieht Rauschenbach nach jahrzehntelanger Berufserfahrung indes nicht in höherem Fahndungsdruck. Sondern in der Prävention – mit Aufklärungsarbeit an Schulen, bei jungen Leuten, in der Öffentlichkeit. Denn wer erst gar nicht mit Rauschgift anfängt, endet zum Schluss auch nicht als Drogentoter in der Statistik.

Silke Jungbluth-Sepp


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