Staudernheim - Die Draisinen und der Radweg, die Nahe, der Barfußpfad und der Disibodenberg: Staudernheim ist umgeben von Touri-Magneten – und will daraus noch mehr machen als bisher. Mit solchen Pfunden wuchern zu wollen, ist das eine, eine gute Infrastruktur im Dorf zu haben, das andere. Momentan fehlt es an Gaststätten und bräuchte es mehr als die fünf Zimmeranbieter, von denen das Rosenschlösschen mit rund 50 Betten der größte ist. Auch das wird Thema der Sommerredaktion des „Oeffentlichen" am Dienstag, 2. Juli, ab 18.30 Uhr im Rathaus sein. Vertreter aus Vereinen, Kultur, Kirchen und Politik werden teilnehmen und ihre Themen ansprechen.Ortsbürgermeister Franz Seiß (58, CDU), gebürtiger Staudernheimer, fühlt sich wohl in seinem 1450-Einwohner-Dorf. Der Agraringenieur ist seit 2002 „Ob", arbeitet im Mittel- und Osteuropa-Zentrum auf dem Hahn. Das Leben der 25 Vereine, etwa mit VfL und Kulturverein, floriere, die Arbeit im Rat (7 CDU, 7 SPD, 3 FWG) klappe reibungslos. Und eines können die Staudernheimer, nicht nur wenn ihre Bachschnooge die Fastnachtszeit einläuten, besonders gut: ordentlich feiern! 700 Gäste kamen kürzlich zum Scheunenfest.
Klar: Nicht immer läuft alles nach den eigenen Wünschen, auch in Staudernheim ist eine Menge zu tun. Aber die Richtung stimmt, das Glas ist halb voll, nicht halb leer, findet der Ortsbürgermeister, der sich immer wieder fragt: War es ein Fehler, den Ursberg auszuweisen? Jenes Baugebiet, das seit 2006 – das Jahr, in dem die Eigenheimzulage vollends gestrichen wurde – 26 Areale für Häuslebauer bietet? Davon gehören 21 der Gemeinde und fünf Privatleuten; erst drei sind verkauft. Vorteil: der Fernblick. Nachteil: die Zehn-Prozent-Hanglage. Ein Grund für viele Bauinteressenten, zu kommen und rasch wieder zu gehen. Zurzeit hebt der erste seinen Keller aus, lässt sich nicht schrecken von allem Gerede. 70 Euro kostet der erschlossene Quadratmeter, die Grundstücke sind zwischen 400 und 700 Quadratmeter groß.
Die Kommunalbau, eine Sparkassentochter, hat das Gebiet einst erschlossen und gab es nach fünf Jahren an die Gemeinde zurück. Seither hockt Staudernheim auf 800 000 Euro Verbindlichkeiten, die zwar für einen Gegenwert stehen, nämlich gutes Bauland; die aber auch einen Finanzdienst von jährlich gut 10 000 Euro bedeuten. Fünf Baugebiete hat Staudernheim. Der Ursberg, Seiß gibt es gerne zu, ist ein harter Brocken, dafür braucht es Geduld. Nichtsdestotrotz: „Wir müssen jungen Leuten eine Möglichkeiten bieten zu bauen." Was ihn optimistisch stimmt, ist die ungebrochene Konsumlust der Deutschen und, vor allem, die niedrigen Bauzinsen. Von beidem könne man profitieren.
130 000 Euro Defizit im Ergebnishaushalt und 100 000 Euro im Finanzhaushalt spiegeln die schwierige Situation des Dorfs ebenso wider. Nicht etwa, dass die Staudernheimer über ihre Verhältnisse lebten: Bauland vorzuhalten und einen Kindergarten zu betreiben, geht nun einmal nicht umsonst. „Das sind Aufgaben, die unser Dorf gerne schultert", sagt Franz Seiß. Kürzlich waren 80 000 Euro für eine Containerlösung am Kindergarten fällig, um Platz für 14 Kinder unter drei Jahren zu schaffen: „Darüber diskutieren wir nicht. Es ist gut, dass wir einen Kindergarten haben." Weil das die Lebensqualität im Dorf ausmache.
Nun ist Staudernheim aber nicht nur Ursberg und Haushaltsdefizit; es ist vor allem auch Dorferneuerung, in die in den Vorjahren rund 220 000 (bezuschusste) Euro flossen – beispielsweise für den erneuerten Platz vor der evangelischen Kirche.
Drei Arbeitsgruppen: Vereine/Ehrenamt, Fremdenverkehr sowie Jugend/Senioren/Kirche
Wenn die 2013er-Sommerredaktion des „Oeffentlichen" nach Seibersbach, Frei-Laubersheim, Winzenheim und Hargesheim am Abend des 2. Juli in Staudernheim Station macht, geht es auch um die Sonnenseiten der Nahegemeinde. Etwa um den neuen Bahnhof, auf dem im Halbstundentakt die Züge verkehren. Oder um das Ehrenamt, das sich beim Dorffest am Samstag und Sonntag, 10. und 11. August, zeigen wird: Dann sind 50 Helfer im Einsatz, die ihre Mitbürger und Gäste bewirten. Oder um Vereine wie den VfL, den Kulturverein und die Sweet Devils, die das Dorf mit der Region verbinden. Oder es geht um die Brückenkerb vom 12. bis 15. Juli, die nicht nur Staudernheimer anzieht. In drei Arbeitsgruppe wird am 2. Juli diskutiert: zum einen über Vereine und Ehrenamt, zum anderen über die Möglichkeiten des Fremdenverkehrs; außerdem über Jugend, Senioren und auch die beiden Kirchengemeinden. Stefan Munzlinger
↧