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Channel: Nachrichten aus dem Oeffentlichen Anzeiger Bad Kreuznach
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Geschmackssache: gutes Essen, guter Preis

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Vier Euro – ist das teuer, ist das preiswert? Wer die Verpflegung in öffentlichen Einrichtungen oder Firmen gegeneinander aufrechnet, läuft Gefahr, Äpfel mit Birnen zu vergleichen.

Großcaterer Apetito, der in ganz Deutschland aktiv ist und im Jahr 2012 einen Umsatz von 733 Millionen Euro erzielte, nennt auf seiner Homepage Preise und Menübeispiele. Zum Jahreswechsel 2013/ 2014 übernimmt das Unternehmen nach einer europaweiten Ausschreibung die Verpflegung für 108 städtische Kinderzentren in Frankfurt. „Um auch Kindern von Geringverdienern ein gesundes Mittagessen zu ermöglichen, darf der Menüpreis den Betrag von drei Euro nicht überschreiten“, heißt am Main die Maßgabe der Bildungsdezernentin Sarah Sorge.

 Caterer bieten's billiger

In der „JuniorVita-Speiseplanung“ für über elfjährige Kinder bietet Apetito drei Menüvarianten an, die Durchschnittspreise (brutto) liegen zwischen 2,04 und 2,84 pro Mahlzeit. Ein großer Verpflegungsanbieter und -verbraucher ist auch die Diakonie. Sie hat im saarländischen Neunkirchen ein „virtuelles Dienstleistungszentrum Verpflegung“ installiert, von dem aus die dezentralen Küchen an den einzelnen Standorten wie Bad Kreuznach, Kirn, Simmern und weitere gelenkt werden. „Gekocht wird aber frisch vor Ort“, sagt Bernd Merker. Der Koch, Küchenmeister und Hotelbetriebswirt zeichnet für die Menüplanung und den zentralen Einkauf verantwortlich.

Die Diakonie-Küchen versorgen nicht nur die eigenen Krankenhäuser, sondern weitere Institutionen wie Altenheime, Kindertagesstätten, Schulen oder Behinderteneinrichtungen. Die Speisepläne entstehen im Vierwochenrhythmus und sind auf den Cent genau kalkuliert. Der Abgabepreis ist allerdings gestaffelt. Hier spielt der harte Preisdruck auf dem Markt der Caterer eine Rolle. So wird nach Einberechnung aller Kosten aus einem reinen Warenwert von 1,85 Euro für ein dreigängiges Mittagessen ein Bruttoverkaufspreis von 3,55 Euro, der zum Beispiel vom Träger einer Ganztagsschule zu zahlen ist.

Als Richtwert gilt laut Bernd Merker: zweimal wöchentlich Fleisch, zweimal fleischlos, einmal Fisch. Die Abholung oder Anlieferung ist nicht inbegriffen. In der Kreuznacher Diakonie werden täglich rund 830 Essen für die eigenen Einrichtungen gekocht, rund 270 für externe Abnehmer.

Kantinenverpflegung gibt es natürlich auch bei Behörden oder in größeren Firmen. Zum Beispiel bei Jos. Schneider Optische Werke in Bad Kreuznach: Die Kantine wird von einem externen Caterer betrieben. Es stehen täglich zwei Essen zur Auswahl, davon ist eines vegetarisch. Der Preis variiert zwischen 2,90 bis 3,80 Euro (abhängig von den Kosten der Rohprodukte), der Durchschnitt liegt zwischen 3,20 und 3,60 Euro. „Wir subventionieren das nicht“, sagt Marketingmanager und Unternehmenssprecher Wolfgang Berger. Zusätzlich gibt es bei Schneider Optik kostenlos („und versteuert“, so Berger) Tagessuppe, Salatbuffet und Obst.

 Hinter dem Preis steckt vieles

Zu beachten ist bei jedem diskutierten Essenspreis, was tatsächlich dahinter steckt: Reiner Abgabepreis, Inklusivpreis mit Transport, Aufbereitung, Ausgabe, Gesamtpreis mit allen Nebenkosten bis hin zu Gebäudeabschreibungen?

Nur ein Beispiel für zumindest auf den ersten Blick überraschende Zusatzkosten: Allein die Miete und damit verbundene Wartung der Trinkwasserspender in der Bad Kreuznacher Mensa am Römerkastell und auch an der künftigen Mensa der Ringschule schlagen pro Abrechnungsjahr mit 3300 Euro pro Schule zu Buche.

Die Kreisverwaltung Mainz-Bingen hat vier verschiedene Caterer beauftragt, seitdem die Küche der Wiesbadener Horst-Schmidt-Kliniken nach dem dortigen Besitzerwechsel als Lieferant ausfiel. 18 Schulen wurden bislang versorgt, im nächsten Schuljahr werden es 19 sein.

Kalkuliert ist ein Durchschnittspreis von 3,77 Euro, der an den Caterer fließt – ohne Nebenkosten. Der Elternanteil liegt im Normalfall bei 2,93 Euro. Den Rest, also 84 Cent je Mahlzeit und Schüler, zahlt die Kreiskasse. Bei Härtefällen wird der Elternanteil auf 1 Euro reduziert, dann zahlt der Kreis 2,77 Euro drauf. Beim Konzept, das auf der Vergleichbarkeit der Verköstigung und der Ausstattung beruhe, habe man sich von der „Vernetzungsstelle Schulverpflegung“ des Dienstleistungszentrums Ländlicher Raum (DLR) beraten lassen, erläutert Kreissprecher Thomas Zöller auf unsere Anfrage.

4 Euro pro Mahlzeit für Ganztagsschüler, wie sie jetzt zum Beispiel im Fall Röka/Lafer gelten – nicht zu vergessen die Qualitätsund Frischediskussion – dazu hat auch jede Hausfrau (und natürlich jeder einkaufende und kochende Mann) sowie jeder Fastfood-Verzehrer eine eigene Meinung. Die Debatte ist eröffnet. 

Rainer Gräff


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