Kein Wunder: Die amerikanischen Miniatur-Esel von Tierärztin Alexandra Erbeldinger (41, Merxheim) sind aber auch entzückend. Nur kühle Technokraten lassen sie kalt.
Längst gehören Miniatur-Pferde zur Praxis und zum Avarella-Gestüt in Merxheim, vier Stuten, zwei Fohlen, fünf Hengste; und jetzt auch die Esel im Kleinformat. Diese Art entstand einst in Sizilien, einer Insel, deren tierische Bewohner sich über Jahrtausende an Umwelt und Klima anpassten. Zusammengefasst: kleine Insel, große Hitze, karges Land, winzige Esel. Nach und nach verbreiteten sich die Minis auf der ganzen Welt. Züchter veredelten die Tiere weiter.
Durch eine TV-Sendung bei einer Paris-Reise wurde das Ehepaar Erbeldinger-Schneider auf die Klein-Esel aufmerksam, erwarb 2010 in Louvres, der französischen Partnerstadt Bad Sobernheims, seinen ersten Mini: Batur du clos de la dime. Gekauft für Zuchtzwecke.
Dann kamen Trixie und Sunset Serenade aus den USA hinzu, zwei trächtige Stuten. Erst nach fast 15 Monaten warf Trixie. Normal sind zwölf Monate; Pferde tragen nur elf Monate. Zum Vorschein kam am 4. Juli Annabell. Serenade gebar in Normalzeit vor vier Monaten Amelie. Damit ist das Quintett perfekt, die Basis für eine nachhaltige Zucht ist gelegt; allesamt untergebracht in zum Gestüt gehörenden fünf geräumigen Eselboxen.
Wer die kleinen Esel sieht, springt sofort drauf an, vor allem Kinder haben ihren Spaß. Doch die Zucht der Mini-Esel hat auch einen ernsten Hintergrund. Etwa, wenn sie als Therapie-Tiere eingesetzt werden. Wir wissen: Haustiere rufen, vor allem bei Senioren, unter anderem eine erhöhte Aufmerksamkeit hervor und lösen bei vielen Menschen emotionale Reaktionen aus. So wirken Hunde und Katzen beruhigend auf Frauchen und Herrchen, nehmen alltäglichen Konflikten die Schärfe. Hitzköpfen mag man den Umgang mit einem Kätzchen empfehlen – bei einem Wüterich kann es wahre (und rezeptfreie!) Wunder wirken. Was längst nicht jedes Genuss- oder medikamentöse Hilfsmittel schafft. Erstaunliche Beobachtung in amerikanischen Krankenhäusern: Katzen legen sich zu Patienten, meist genau auf den Krankheitsherd, bei Herzpatienten auf den Brustkorb. Oder bei sterbenden Patienten: Katze legen sich vor die Tür seines Zimmers, scheinen das endende Leben zu spüren.
Alexandra Erbeldinger hat mit Batur schon dreimal die Sozialstation Nahe (SN) in Sobernheim besucht. Im Garten hinter dem SN-Gebäude, der ehemaligen Kreuznacher Volksbank an der unteren Großstraße, und in entspannter Atmosphäre habe sie erstaunliche Reaktionen bei an Demenz Erkrankten beobachtet. Menschen, die früher mit Eseln oder Pferden zu tun hatten, nehmen den Geruch wahr, erinnerten sich plötzlich.
Batur eignet sich besonders für die therapeutischen Einsätze. Er ist ruhig, wiehert so gut wie nie und verlangt nach ständiger Berührung: „Der ist total verschmust", betont die Tierärztin, die beste Voraussetzung im Umgang mit Menschen: „Denn jeder, der ihn sieht, will ihn sofort streicheln." mz