Nicht zuletzt deshalb übt das Bündnis für soziale Energiepreise und gerechte Politik (Büfep) scharfe Kritik an der Bedarfsanalyse der Firma GMF für das geplante Kombibad.Büfep-Vorsitzender Wilhelm Zimmerlin wirft den Gutachtern nicht nur gravierende Mängel vor. Die Büfep befürchtet, dass die Eintrittspreise erhöht werden und es sich immer deutlicher abzeichnet, „dass da eine gewaltige Kostenlawine auf die Strom-, Gas- und Wasserbezieher zurollt". Dass der Schwimmbadbesuch teurer wird, räumte Badgesellschaft-Geschäftsführer Claus Stüdemann auf Anfrage ein. Dazu würde es aber auch kommen, wenn man die beiden jetzigen Bäder – das Freibad im Salinental und das Hallenbad in der Kilianstraße – nur saniert würden. Wie die Preise dann neu gestaffelt werden (zurzeit kostet die Einzelkarte für Erwachsene 3 Euro, Jugendliche zahlen 1,30 Euro), sei aber noch nicht entschieden. Der Erlös aus den heutigen Eintrittspreisen liegt unter 1 Euro, rechnet Stüdemann vor. Das ist im Vergleich zu anderen Bädern niedrig. Im Durchschnitt liegt er zwischen 1,50 und 2 Euro. Außerdem: „Die Leute können nicht erwarten, dass sie ein tolles neues und saniertes Bad bekommen und die Preise beim Alten bleiben." Eine Verdoppelung der Eintrittspreise, wie es die Büfep befürchtet, werde es aber nicht geben, verspricht Stüdemann. 200 000 Euro soll der Eintritt für das Freibad künftig jährlich einbringen. So steht es im Gutachten. 60 Seiten vorher werden in der Bestandsanalyse die jetzigen Eintrittserlöse auf 93 000 Euro beziffert (Saison 2011). „Das bedeutet eine Verdoppelung der Eintrittspreise", schreibt die Büfep – für Zimmerlin eine „logische Schlussfolgerung". Beim Hallenbad will man laut GMF-Gutachten 195 400 Euro Umsatzerlöse erzielen. Für die Büfep heißt dies ebenfalls hohe Eintrittspreise, die nach Auffassung des Bündnisses „sozial unverträglich" sind. Von Schulen und Vereinen will man Umsatzerlöse von brutto 30 000 Euro erwirtschaften, so die Empfehlung des GMF-Gutachtens zur Wirtschaftlichkeit. Bislang ist die Nutzung des Hallenbades für Schulen und des Freibads für Vereine kostenfrei", kritisiert die Büfep. Stüdemann hingegen betont, dass die Vereine schon heute bezahlen und bezifferte die Erlöse auf 28 000 Euro. Für ihn gehört aber auch dies auf den Prüfstand. Entschieden weist er die Kritik zurück, wonach die Einnahmen für das Freibad „sachfremd" herangezogen werden, um die Kosten des Hallenbades zu decken, „zumal", so die Büfep, „die Sanierungskosten für das Freibad über 6,3 Millionen Euro in der Kostenkalkulation nicht berücksichtigt sind". „Das ist Quatsch", kontert Stüdemann. Es handelt sich bei dem Kombibad um eine Einrichtung. Von sachfremd könne deshalb nicht die Rede sein. Außerdem würden die Sanierungskosten für das Freibad deutlich geringer ausfallen, weil viele Dinge, etwa die gemeinsame Technik, Umkleideräume und Sanitäranlagen, schon in den Kosten für das Hallenbad enthalten seien. Die Büfep rügt zudem, dass laut Stadtratsbeschluss die Stadtwerke nicht nur die Kosten der Sauna- und Wellnessbäder, sondern künftig auch sämtliche Baukosten und Betriebsverluste aller öffentlichen Schwimmbäder tragen. Die Büfep lehnt das als „unsozial" ab und fordert die Rücknahme „dieses unsäglichen Beschlusses". Stüdemann widerspricht auch dem: Es sei völlig legitim, dass die Stadt als Stadtwerkegesellschafter die Mittel daraus in die Infrastruktur bei den Bädern steckt.
Harald Gebhardt