Seit Ende der 90er-Jahre wird neben den Spielen für die Grundschüler im Frühsommer auch ein Extraformat für Kinder mit körperlichen oder geistigen Beeinträchtigungen auf dem Kreuznacher Kuhberg auf die Beine gestellt. „Und das ist jedes Jahr aufs Neue ein großes Erlebnis", freut sich Karmen Leuchtmann, Förderschullehrerin an der Bethesda-Schule der Kreuznacher Diakonie.
Die Bethesda-Schule war gestern gleich mit mehreren Klassen auf dem Parcours unterwegs. Insgesamt nahmen neun Schulen aus dem Kreis mit 234 Schülern teil. „Kevin hat vor Aufregung die halbe Nacht nicht geschlafen", erzählt seine Lehrerin Ursula Waschke. Er sitzt im Rollstuhl, doch das ist kein Problem bei den Waldjugendspielen. Denn speziell für die Rollifahrer hat das Forstamt einen eigenen, geländegängigen Parcours ausgewiesen. Kevin und seine Klassenkameraden haben sichtlich Spaß – und sind stark interessiert. „Sehen wir auch lebendige Tiere?", will Etienne wissen. Michael Keil, Revierleiter im Fortsamt Soonwald und einer von 80 Helfern während der Spiele, schmunzelt. „Wenn wir ganz leise sind, haben wir vielleicht Glück", sagt er. Der perfekte Übergang zur Frage, wie man sich überhaupt im Wald verhalten soll. „Na, was meint ihr?", fragt er in die Runde. „Leise sein", kommt prompt als Antwort. „Und keinen Müll liegen lassen", ruft ein anderer. „Genau", nickt Keil, dessen Jagdhündin Eika bei den Kindern mindestens genauso hoch im Kurs steht wie er. „Es gibt noch einen dritten Punkt", erklärt der Revierleiter: „Tiere leben gern in Dickungen, deshalb ist es wichtig, immer auf den Wegen zu bleiben."
Die Kinder machen große Augen: Tiere, Dickungen, überhaupt die ganze Atmosphäre im Wald. „Alles wahnsinnig spannend", weiß auch Ursula Waschke. Wie viele ihrer Kollegen an anderen Förderschulen hat sie das Thema Wald vor den Spielen in den Unterricht eingebaut. Denn: „Leider kommen gerade die Kinder, die im Rollstuhl sitzen, kaum in den Genuss, den Wald mal hautnah zu erleben."
Umso beeindruckender sind die Spiele des Forstamts für sie: Mal gilt es, Tiere zu erkennen, mal die Aufgaben des Försters zu erraten. Es gibt Tastproben und Lauschspiele – genauso wie das beliebte Holzstapeln auf Zeit oder das Wasserkellenspiel zum Abschluss. Insgesamt acht Stationen auf drei identisch bestückten Parcours. Drei, damit nicht zu viele Staus entstehen. Das klappt prima. „Die Kinder sind einfach unglaublich dankbar", betont Carmen Barth, stellvertretende Leiterin des Forstamts Soonwald. „Selbst bei schlechtem Wetter strahlen sie."
Das beobachtet auch Forstamtsleiter Bernd Closen: „Sie sind einfach nur glücklich, dabei sein zu dürfen." Deshalb gibt es auch keine Wertungen oder Platzierungen. „Das Walderlebnis steht im Vordergrund", unterstreicht Closen. Und dennoch nehmen die Kinder neben den vielen Eindrücken auch etwas Handfestes mit nach Hause: einen Waldführerschein samt Erinnerungsbild der Gruppe. Darüber hinaus haben Closen und Co. für jedes Kind eine eigene, kleine Holzscheibe als Namensschild gefertigt. „Wahnsinn, wie viel Mühe sich das Forstamt jedes Jahr gibt", lobt Lehrerin Karmen Leuchtmann und ergänzt: „Das ist wirklich eine ganz besondere Veranstaltung."
Beeindruckende Zahlen und Dank an angehende Forstwirte
Neun Förderschulen und Einrichtungen aus Bad Kreuznach, Schloßböckelheim, Kirn, Meisenheim, Sprendlingen und Bingen, 234 Schüler, 26 Klassen, 69 Schulbetreuer: Die Zahlen zu den „besonderen Waldjugendspielen" sind beeindruckend. Das gilt aber auch fürs Organisationsteam. Rund 80 Helfer bot das Forstamt Soonwald auf, darunter 43 Schüler der Berufsbildenden Schule Agrarwirtschaft, die gerade im ersten Ausbildungsjahr zum Forstwirt sind. Sie betreuten die Stationen, die rollende Waldschule, kümmerten sich ums Grillen der Würste und um die Getränke. „Ohne sie wären die Spiele gar nicht möglich", macht Forstamtsleiter Bernd Closen deutlich.
Stephan Brust