Quantcast
Channel: Nachrichten aus dem Oeffentlichen Anzeiger Bad Kreuznach
Viewing all articles
Browse latest Browse all 11608

Streifzug über den politischen Wochenmarkt Sobernheims

$
0
0

Rot wie Tomaten, grün wie Salat, schwarz wie Schwarzbrot und gelb wie Honig: Der Sobernheimer Wochenmarkt der Vorwochen war besonders farbig. Wen wundert's: Es herrscht Bundestagswahlkampf. Zwischen den Beschickern mit ihren Lebensmitteln tummelten sich auch am vergangenen Donnerstag vier Parteien. Wir begaben uns auf einen (fast) unpolitischen Streifzug.

Einen drei auf drei Meter großen Pavillon hatte die CDU aufgebaut. Zu trinken gab es Kaffee aus der Thermoskanne und pfandpflichtige (15 Cent) Wasserflaschen mit dem Konterfei von Direktkandidatin Antje Lezius – sie verteilte im schwarz-rosafarbenen Businesskostüm eifrig Wahlkampftüten mit allerlei Flyern. Darunter: „Das wäre der Alltag unter Rot-Grün". Doch gab es auch nützliche Infos – etwa den Flyer über die Briefwahl.

Im Gespräch meint Lezius politisch korrekt: „Wichtig ist doch erst mal nur, dass die Leute auf jeden Fall zur Wahl gehen." Seit ihrer Entscheidung im Mai 2012, in die Politik zu gehen, habe sie rund 1000 Termine wahrgenommen. Am vergangenen Donnerstagmorgen stand sie schon gegen 5 Uhr morgens auf dem Idar-Obersteiner Bahnhof und verteilte CDU-Frühstückchen an zahlreiche Pendler.

Nebenan denkt sich der FDP-Amtsverband offenbar: „Mit Speck fängt man Mäuse – und mit Wein die Wähler." Denn die Partei, die heute noch gegen den Ruf einer selbst vermurksten Werbekampagne – nämlich ein Club für „Besserverdienende" zu sein – ankämpft, hat schließlich mit Elmar Schauß (Monzinger) einen Winzer als Amtsverbandsvorsitzenden. Gleich zwei Bundestagskandidaten hat die FDP an ihrer im Vergleich zu den drei anderen Mitbewerbern am stärksten besuchten Wahlkampfstation: Klaus-Jürgen Friedrich und Carsten Dierks. „Viele Leute wünschen sich, dass die FDP im Bundestag bleibt", sagt Dierks. Wie sehr die Ansprüche der Liberalen doch geschrumpft sind. Man denke nur an Möllemanns einstiges Projekt „18 Prozent plus ..."

Ob neben den vielen Flyern und dem Parteiprogramm die gelben Gerbera, die die Liberalen jeder Passantin zusteckten, wirklich den Ausschlag fürs Kreuzchen geben? Oder die gelben Muffins mit eingebackenen Blaubeeren und dem blauen Smartie obendrauf? Betriebsam sind sie ja – aber auch kleine Lästerer: „Bei uns gibt's Wein – nebenan die CDU schenkt nur Wasser aus", grinst einer.

Den Preis für den fleißigsten Freiluft-Wahlkampf haben sich die Linken und die Grünen verdient. Sie sind bereits zum wiederholten Male auf dem Donnerstagsmarkt zugange. Timo Kaufmann gibt sich erneut volksnah – man will auf Du und Du sein mit dem potenziellen Wähler. „Till, Timo und Berthold – Hier ist die Linke", prangt auf dem großen Klappschild.

„Die Leute fragen oft nach unserem dicken Wahlprogramm", wundert sich der Kreistagsfraktionschef Timo Kaufmann über den Leseeifer manches Sobernheimers. Ansonsten gibt's hier Papiertaschentücher, rote Luftballons und rote Brillenputztücher – für den „besten Durchblick". Kaufmann trägt ein T-Shirt mit der Forderung nach einem Grundeinkommen.

Den farbenfrohsten Stand haben die Grünen. Dutzende Broschüren zu allen ihren Themen liegen aus: für den grünen Wandel, Atomkraft, Demografie, das grüne Steuerkonzept. Infos statt Tamtam und Blingbling, sagt die Umweltpartei. Und zwischendrin liegen Autogrammkarten von Direktkandidat Stefan Boxler (St. Katharinen): Drei-Tage-Bart, schicker beigefarbener Anzug mit brauner Krawatte vor grauer Fotowand. Und wenn das alles nicht überzeugt, gibt es immer noch die sauren Brausepäckchen, die sie verteilen. Grüne, Linke, FDP und CDU – fehlt da nicht einer? Tatsächlich, der SPD-Stadt- und VG-Verband war in diesem Wahlkampf noch gar nicht auf dem Marktplatz aktiv. „Aber am Donnerstag, 19. September, sind wir vor Ort", verspricht Stadtverbandschef Thomas Neumann und kündigte „eine tolle Überraschung" für alle SPD-Freunde an. Es sei nun mal schwierig, so Neumann weiter, solche Marktplatztermine intern zu koordinieren, wo doch alle Genossen berufstätig seien, entschuldigte er das Fernbleiben ausgerechnet dort, wo alle anderen Parteien längst Flagge zeigen. Martin Köhler


Viewing all articles
Browse latest Browse all 11608


<script src="https://jsc.adskeeper.com/r/s/rssing.com.1596347.js" async> </script>