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Channel: Nachrichten aus dem Oeffentlichen Anzeiger Bad Kreuznach
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Markthandel ist rückläufig, aber alle wollen ihn

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Kirn.Der traditionelle Andreasmarkt war in diesem Jahr nicht so gut besucht wie gewohnt. Das lag vor allem am Samstagstermin. Der ist für viele halt noch ein halber Arbeitstag.

In diesem Jahr bekommen wir unser Schaufenster nicht geputzt", sagt Helga Jung und lacht. Putzen im übertragenen Sinne ist nämlich oft angesagt, wenn sich Besucher des Andreasmarktes vor dem Elektrogeschäft Jung im Steinweg dicht an dicht an den Ständen und eben am Schaufenster entlangschieben. Am Samstag war weit weniger los als sonst üblich, sagt auch Paul Jung. Aber das habe man erwarten können. Andreasmarkt an einem Samstag sei halt nicht mehr als der übliche Monatskrammarkt.

Das sagte uns auch ein Textilhändler aus Clausen an der Mosel, der das Geschäft am Samstag als eher bescheiden bezeichnete. Anders im Kaufhaus Venter: „Das war ein richtig guter Samstag," bilanziert Gunnar Venter. Er sieht sich bestätigt: „Wir hatten ja auch viel Werbung gemacht!" Und was kauften die Leute bevorzugt? „Wie immer am Andreasmarkt. Warme Schlafanzüge und Biberbettwäsche!"

Dass der traditionsreiche Markt, der an Sonntagen weiter über die Kirner Region hinaus die Massen anzieht, in diesem Jahr samstags abgehalten werden musste, das ist gesetzlich verankert. Bürgermeister Fritz Wagner: „Sonntags ist in der Adventszeit kein verkaufsoffener Sonntag möglich. Und im Kalender nach vorn zu rücken, geht wegen Totensonntag und Volkstrauertag natürlich auch nicht."

Im nächsten Jahr kann wieder sonntags Markt gehalten werden: Dann fällt der 30. November auf einen Sonntag. Im großen und ganzen sei der Andreasmarkt aber doch wieder ein Erfolg gewesen, bilanziert Wagner: Gegen Abend war es gut besucht – vor allem auch der heimelige Weihnachtsmarkt vor dem Dröscherhaus, der immer mehr zum Treffpunkt werde.

Was nicht nur Wagner auffällt: Die klassischen Märkte sind für die teils aus großen Entfernungen anreisenden Händler nicht mehr so lukrativ wie früher. Wagner: „Das liegt auch daran, dass der heimische Handel das Sortiment der Marktbeschicker weitgehend schon abgedeckt. Winterkleidung und Wollsachen gibt es auch im Laden, oder manches ist nicht mehr so in Mode.

Außerdem: Da ist auch kein großer Preisunterschied mehr auszumachen." Verschwinden die Märkte also auf Dauer? So weit will Wagner nicht gehen, denn er weiß: Sowohl der Wochenmarkt wie auch der Monatsmarkt und erst recht der Andreasmarkt sind beim heimischen Handel beliebte Zugpferde und gelten in der Stadt als unverzichtbar. Wagner: Das will niemand missen.

Die Händler winkten am Samstag weitgehend ab und meinten: „Das lohnt nicht mehr!" Um bei sinkendem Händlerinteresse den Markt attraktiver zu machen, müssten Alternativen her, mehr Unterhaltung? Fritz Wagner schränkt ein: Die Stadt habe dazu nicht die Mittel. Man könne das anregen, aber da seien dann – wenn überhaupt – die Einzelhändler gefragt.

So weit ist es noch nicht, denn: Es gibt noch immer mehr Nachfrage, als Standplätze in der Stadt vorhanden sind. Apropos Stellplätze: Wer den Andreasmarkt besucht, der weiß, dass man bei der Parkplatzsuche etwas Glück braucht. Teils werden auch bei Einkaufsmärkten die Stellplätze zugeparkt, die eigentlich für die Supermarktkundschaft gedacht sind.

Doch im Großen und Ganzen ist Kirn auch bei solchen Ereignissen noch ein annehmbares Pflaster. Ein gutes Pflaster war der Andreasmarkt trotz der Kritik am Standort (der sich jedes Mal änderte) für den Realschulförderverein. Der 300 Mitglieder starke Verein freute sich am großen Marktpavillon über regen Zulauf, und die angebotenen Basteleien, die Plätzen, der Punsch und die Mistelzweige fanden dankbare Abnehmer.

Seit einigen Jahren bessert der Verein so seine Kasse auf, denn in der Realschule auf Halmen gibt es stets Finanzbedarf. Da wird mal ein Oktoberfest oder eine Schul-WM (Fußball 2014) organisiert, eine Schulchronik oder ein Theaterstück mit finanziert. Rund 8000 Euro werden im Jahr gesammelt, rechnet Kassierer und Gründungsmitglied Mario Stumm mit vor. Am Samstag ist der Förderverein übrigens auch auf dem Simmertaler Weihnachtsmarkt präsent. Armin Seibert


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