Bad Kreuznach - Seine Geschöpfe kennt nun wirklich jedes Kind: Der Räuber Hotzenplotz, Krabat, das kleine Gespenst, die kleine Hexe oder auch den Kater Mikesch, den er ins Deutsche übersetzte und dem die Augsburger Puppenkiste ihren größten TV-Erfolg verdankt. Mit der Sonderausstellung „Otfried Preußlers Geschöpfe – Vom Buch zu Bühne", die jetzt eröffnet wurde, würdigt das Museum für Puppentheaterkultur jetzt das Gesamtwerk des am 18. Februar 2013 verstorbenen Kinder- und Jugendbuchautors Otfried Preußler.
.32 Bücher hat er geschrieben. Sie wurden in mehr als 55 Sprachen übersetzt, 15,2 Millionen Exemplare verkauft. Eine beeindruckende Erfolgsbilanz, die Christoph Kraus vom Mainzer Kulturministerium auflistete. Er würdigte Preußler als „europäischen Autor par excellence mit globaler Ausstrahlung". Dies passe bestens zum Motto des rheinland-pfälzischen Kultursommers in diesem Jahr: „Eurovisionen." Für die Bad Kreuznacher Kulturdezernentin Andrea Manz sind Preußlers Geschichten Geschichten, „die das Leben und die Großmutter erzählt haben": „Voller Träume, voller Fantasie, mit manchem Brocken harter Realität oder bitterer Erkenntnis." Sie hoffe, dass die Ausstellungsbesucher dadurch „vielleicht auch die Magie des Geschichtenerzählens wieder für sich entdecken. Einen Vorgeschmack darauf lieferte der „Stargast" der Ausstellungseröffnung – neben den berühmten Puppenfiguren natürlich: Anna Thalbach. Die Berliner Schauspielerin las aus „Krabat" und „Das kleine Gespenst". Und sie tat es auf unnachahmliche, unverwechselbare Art – gekonnt wie faszinierend, pointiert wie stilsicher. Mit ihrer verwandlungsfähigen, charakteristischen Stimme, abrupten Wechsel im Tonfall schlüpfte sie in die Rolle des Erzählers oder der Protagonisten. Visuell „untermalt" mit einer Mimik und Gestik, die ihresgleichen sucht – ausdrucksstark, authentisch.Nicht zum ersten Mal verlieh die Schauspielerin den Geschöpfen Preußlers ihre Stimme. Bei der Neuverfilmung von „Das kleine Gespenst", die im November auf den Markt kommt, verleiht sie den Figuren Stimme und Gesicht. Stundenlang hätten wohl fast alle Besucher Anna Thalbach zuhören können. Doch die Lesung dauerte nur eine knappe halbe Stunde. Wie sagte sie aber zu Beginn? „Ich lese von Anfang an, damit alle, die es noch nicht gelesen haben, die Chance haben, weiter zu lesen." Ein genauso bewegender Auftritt war der von Susanne Preußler-Bitsch, der Tochter von Preußler: „Mein Vater, der alte Herr Preußler, hätte sich über die Ausstellung und die Würdigung seines Schaffens sicher gefreut. Seit seiner Kindheit hatte er sein Herz ans Theater verloren." Als sie durch die Ausstellung gegangen sei, habe sie das Gefühl gehabt, „wenn ich mich jetzt umdrehe, fängt der Hotzenplotz zu spielen an". „Chapeau, Herr Dorner, toll gemacht!"Nicht nur PuK-Leiter Markus Dorner freute sich über die „persönlichen Worte", die ihr so kurz nach dem Tod ihres Vaters sicher fielen. Denn die Ausstellung zu seinem Œuvre ist „nun leider nicht mehr aus Anlass seines 90. Geburtstags zu sehen, sondern als Retrospektive", so Andrea Manz. Dorner selbst erzählt eine Anekdote aus dem Leben Preußlers und packte dazu den großen Zauberer Petrosilius Zwackelmann aus. Jene Figur, bei der Preußler selbst einmal bei einer Hotzenplotz-Aufführung seines Freundes Harald Schwarz, der wiederum Dorners Lehrmeister war, eingesprungen war und die Figur gespielt hatte.
Harald Gebhardt