Quantcast
Channel: Nachrichten aus dem Oeffentlichen Anzeiger Bad Kreuznach
Viewing all articles
Browse latest Browse all 11608

Ein Segen auch für die Sobernheimer Projekte

$
0
0
Bad Sobernheim - Die 2007 gegründete Kirner Bürkle-Stiftung unterstützt jährlich mit Hunderttausenden zahlreiche Projekte im Naheland.

Sie kennen sich aus Studententagen im wilden Frankfurt der End-60er-Jahre: die beiden Sobernheimer Dr. Hans-Gert Dhonau (64) und Gerhard Engbarth (63). Seither kreuzten sich ihre Lebenswege in der Felkestadt immer wieder einmal, so wie jetzt. Denn die Kirner Dr.-Wolfgang-und-Anita-Bürkle-Stiftung, deren Kuratorium Justizrat Dr. Dhonau von Beginn an vorsitzt, unterstützt die Sobernheimer Runde des „Oeffentlichen"-Kolumnisten und weithin bekannten Bluesikanten Gerhard Engbarth. Dieser fast vier Jahre junge Gesprächskreis ist längst nicht der einzige Nutznießer der Stiftung, die als „Segen für das Naheland" gilt.

Kindheitstraum: Geldbriefträger

„Ich wollte schon immer Geldbriefträger werden", lächelt Dr. Dhonau, wenn er an einen seiner Kindheitswünsche denkt, „Menschen eine Freude machen." Heute ist er seinem Traum ein großes Stück näher gekommen, denn als Vorsitzender der 2007 gegründeten Bürkle-Stiftung entscheidet er mit darüber, welche Mittel an welchen sozialen und unterstützenswerten Zweck ausgeschüttet werden dürfen. Mit rund 1,5 Millionen Euro im Jahr beglückt sie Vereine, engagierte Privatleute, Schulen, Organisationen... Und hilft damit bei der Umsetzung guter Ideen, die die Region voranbringen sollen.

So viele Projekte, die bereits profitiert haben vom Geldsegen aus der Lederstadt. 50 Vorhaben sind es per anno, über die das viermal jährlich tagende vierköpfige Kuratorium berät und entscheidet: Neben Dr. Hans-Gert Dhonau gehören dem Gremium die einstige Sekretärin des 2005 verstorbenen Dr. Wolfgang Bürkle, Gudrun Wiest, an, ferner Wirtschaftsprüfer Ekkehardt Sättele und Dr. Rolf Gössler, der Vorsitzende des Simona-Aufsichtsrates. Nicht jedes Projekt wird bedacht, nicht jeder Wunsch erfüllt, nicht immer wird der komplette Betrag ausgeschüttet. 2013 lag die Summe um etwa 100 000 Euro unter dem Jahresbetrag.

Auch schon zwei Chöre unterstützt

Fließen dürfen die Gelder aus den Erträgen des Stiftungskapitals, so schreibt es die Satzung vor, nur an Projekte und Vorhaben in Kirn und Umgebung. Und dazu gehört auch Bad Sobernheim. Dr. Dhonau nennt Stichworte, die beschreiben, was das Kapital der Stiftung bewirken, auslösen kann. So profitierte von den guten Gaben bereits die Sobernheimer Chorinitiative (CIS) von Kantor Hendrik Ritter oder das „mannOmann"-Konzert am 26. Oktober im Kaisersaal, bei dem sich der neue Chor von Dirigent Gerhard Wöllstein der Mitwirkung des Wiener Baritons Peter Edelmann, eines weltbekannten Künstlers, versichert hatte.

Außerdem freuten sich die Sobernheimer Katholiken über 30 000 Euro, die in die Sanierung der Körfer-Orgel von St. Matthäus eingingen, mit 20 000 Euro erleichterte die Stiftung dem Team des wiederaufzubauenden Pförtnerhäuschens an der Wilhelmstraße einst die Arbeit und für 10 000 Euro dankten die Organisatoren der Mattheiser Sommerakademie Sobernheims. Für den neuen Stall der Freilichtmuseumstiere habe man 115 000 Euro gegeben (wir berichteten am 20. Dezember darüber).

Nun wird das Geld nicht einfach so ausgeschüttet. Jeder kann einen Antrag stellen, ideologische, religiöse oder andere weltanschauliche Vorgaben gebe es nicht. Man unterstütze das, „was den Bürkles am Herzen lag", betont Dr. Dhonau. Einiges an Vorarbeit sei notwendig, denn die, die den Antrag auf Unterstützung stellten, müssten ihr Projekt genau beschreiben und seine Wert- und Nachhaltigkeit belegen. Erst danach entscheide man darüber. Und sei der Betrag einmal geflossen, beginne für die Unterstützten ja die eigentliche Arbeit erst. Denn dann wollten Stiftung und Öffentlichkeit auch einen Ertrag sehen. Das sei man dem Ehepaar Wolfgang und Anita Bürkle schließlich schuldig.

Zur Konstruktion der Stiftung: Als Dr. Bürkle, Chef der Aktiengesellschaft, die Spezialkunststoffe für die Industrie konzipiert und produziert, 2005 starb, vermachte er seine Simona-Anteile seiner Frau Anita. Das Ehepaar war kinderlos, hatte keine Erben und so verfügte sie, dass nach ihrem Tod (2010) ihre Simona-Anteile und die ihres Mannes an die Stiftung übergehen sollten. In Zahlen: 184 739 Aktien, die 30,79 Prozent des Unternehmenswertes entsprechen. Mit Stand vom gestrigen Freitag, 14.30 Uhr, bedeutet das aufgerundet 60,34 Millionen Euro Stiftungskapital.

Naturtalente auch am EFG fördern

Dieses Basiskapital darf nicht angegriffen werden, um die Stiftung nicht zu gefährden; wohl aber ein Teil seines Ertrages, und der wird für soziale Zwecke verwendet, beispielsweise für die „Naturtalente"-Förderung am Kirner Gymnasium; ein Programm der Diesterweg-Stiftung, dem sich auch das Bad Sobernheimer Emanuel-Felke-Gymnasium anschließen wird.

60 Zwölftklässler wurden in Kirn bereits getestet – ein solcher Test kostet 295 Euro –, um auf schnellstem Wege deren Talente festzustellen und sie dann gezielt fördern zu können. Was wiederum Zeit spare und Umwege vermeide auf dem Weg in den passenden Beruf.

Nein, als „Wohltäter" wolle sich das Kuratorium der Bürkle-Stiftung nicht verstanden wissen, denn schließlich verfüge man lediglich über das Geld anderer, so Dr. Hans-Gert Dhonau: „Das kommt alles vom weitsichtigen und schlauen Dr. Wolfgang Bürkle."

Hochkarätige Gesprächspartner

Dass auch vermeintlich kleinere Projekte wie die Sobernheimer Runde unterstützt werden können, steht fest. „Ich freue mich, dass es in meiner Heimatstadt ein solches Angebot gibt", fügt Dr. Dhonau hinzu, „ich halte es für eine kulturelle Bereicherung." Es sei von echtem Wert, solch hochkarätige Gesprächspartner für einen intensiven Austausch nach Sobernheim zu holen– wie es Moderator Gerhard Engbarth monatlich schaffe.

Über was der Kuratoriumschef zudem staunt, sind die „vielen Initiativen, die es in unserer Region gibt". Das sei ihm auch erst über die Mitwirkung im Kuratorium der Bürkle-Stiftung klar geworden.

Aus Lederfabrik wurde weltweit tätiger Kunststoffproduzent

Als Sohn eines badischen Eisenbahners kam Dr. Wolfgang Bürkle nach dem Zweiten Weltkrieg nach Kirn. Die Commerzbank hatte den Großkreditsachbearbeiter beauftragt, die 1857 gegründete und in Folge der Kriegswirren strauchelnde Lederfabrik Carl Simon Söhne aus der Krise zu helfen. Denn das Geschäft mit den Naturprodukten war ins Stocken geraten und dem Zusammenbruch nahe. Damals ging es darum, neue Geschäftsfelder aufzutun. Nach und nach ging Dr. Bürkle den Umbau des Kirner Unternehmens an, und so wurde aus der Carl Simon Lederfabrik die Simona Aktiengesellschaft, die heute Kunststoffhalbzeuge, Rohr-, Form- und Fertigteile produziert. Das Unternehmen hat rund 1247 Mitarbeiter in Deutschland, USA, Tschechien und China und machte 2012 einen Umsatz von etwa 293 Millionen Euro. Stefan Munzlinger


Viewing all articles
Browse latest Browse all 11608