Acht Quadratmeter erreicht das Schauspiel in diesem Jahr. Stenzhorn, von 1960 bis 2009 an der Spitze seines Heimatdorfs und von jeher gläubiger Katholik, verwendet für den Unterbau größtenteils Wurzeln von Eichenbäumen, die er in den vergangenen Jahrzehnten Stück für Stück ausgegraben hat.
„Schon mein Großvater hat große Krippen gepflegt", erinnert sich Ferdinand Stenzhorn, der die Tradition dann auf seinen Vater übergehen sah. Wie selbstverständlich übernahm er sie, als er 1954 seine inzwischen verstorbene Josefa heiratete und eine Familie gründete.
Insgesamt zwölf Schubkarrenladungen an Wurzeln sind verbaut. Die massivste wiegt gut 50 Kilo. Für sie braucht der Hausherr stets Hilfe beim Tragen. Er beginne stets so zehn Tage vor Weihnachten mit dem Aufbau, erzählt er. Traditionell wird die Krippe um die Zeit des Lichtfests am 2. Februar wieder sorgsam eingepackt und verstaut: Die Eichenwurzeln lagern hinterm Haus unter einer Plane.
„Der Abbau geht schneller", scherzt Stenzhorn. Sein Werk zu Weihnachten 2013 erreicht vier Meter Länge, zwei Meter Breite und stellenweise 1,30 Meter Höhe. Der moderne Mensch würde vermuten, dass hier jede Menge Plastik mitverbaut ist. Aber nein: Es soll eine echte Naturkrippe sein. Sechs Sorten Moos hat der 81-Jährige dafür wieder gesammelt. Sägespäne pflastern die Pfade. Nadeläste, Tannenzapfen, Blätter zieren das Krippen-Kunstwerk. „Alle Figuren sind in Richtung des Jesuskindes ausgerichtet", weist Ferdinand Stenzhorn auf ein weiteres feines wie wichtiges Detail hin. Zahlreiche Kleinfiguren sind zu sehen; am auffälligsten: die weißen Schafe. Dann gibt es noch Fliegenpilze, Vögel und Enten und auch zwei flackernde „Lagerfeuer", um die sich die frierenden Hirten versammeln. Sehr viele Figuren auf der Riesenkrippe, beispielsweise auch die Heiligen drei Könige samt Kamel und Kameltreiber, sind schon gut 60 Jahre alt. Er habe sie stets gut gepflegt. Deren zeitlose, weihnachtliche Schönheit benötige keinen Austausch, sagt Ferdinand Stenzhorn. Natürlich sieht die Krippe in jedem Jahr etwas anders aus – der Aufbau sei wie ein Puzzel. Ein Muster hat Ferdinand Stenzhorn allenfalls im Kopf. Eine Ecke ist für die Verkündigung des Engels vorgesehen. Die Höhle mit dem Jesuskind, Maria und Josef und den Stalltieren steht im Mittelpunkt.
Und selbst für ein scherzhaftes Element hat der ehemalige Bankkaufmann Platz gefunden: „Ein Spiegel fungiert als Tor nach draußen auf die Wiese. Da können die Schäfchen durchlaufen."
Sehr gerne öffnet er seine Tür, um Neugierigen einen Blick auf sein liebstes Weihnachtshobby zu gewähren. Einfach vorher anrufen und dann vorbeikommen. „Aber bitte nicht anfassen", bittet er gerade Kinder, deren Spieltrieb bei solch einer großen „Wiese" oft seinen Antrieb finde. Der Tod seiner Frau Josefa im Frühjahr 2013, mit der er fast 60 Jahre lang verheiratet war, hat Ferdinand Stenzhorn schwer getroffen, erschüttert. So ist die Krippe für ihn ein Symbol, dass das Leben weitergeht. Seine große Familie – kürzlich wurde sein erstes Urenkelchen geboren – hilft ihm bei der Trauerbewältigung.
Am Heiligen Abend war bei Ferdinand Stenzhorn jedenfalls viel Leben im Haus. Und die Krippe im Wohnzimmer soll noch viele weitere Jahre als Symbol für christliche Wärme im Mittelpunkt stehen. Martin Köhler