Medard/Odenbach - Die Zahl der Unfälle mit Wild ist in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen. Knapp 400 Wildunfälle registrierte die Polizei Lauterecken im Jahr 2012 allein in ihrem Bereich. Das entspricht fast 50 Prozent der Gesamtunfallzahlen. Auch in diesem Jahr mussten verstärkt Wildunfälle aufgenommen werden.
Nicht nur Polizeibeamte und Wildhüter suchen nach Lösungen und zerbrechen sich den Kopf, wie sie dieses Phänomen in den Griff bekommen können. Verschiedene, bislang vorgenommene Maßnahmen brachten allerdings nicht den erhofften Erfolg.
Am Freitag startete auf Initiative der Jägerschaft im Kreis Kusel, der Kreisverkehrswacht Kusel und der Polizei Lauterecken ein vom Innenministerium genehmigtes, landesweites Pilotprojekt auf zwei Versuchsstrecken, das dem Problem im doppelten Sinne entgegenwirken soll. Mit dieser Aktion auf einem insgesamt 3400 Meter langen Teilabschnitt der Bundesstraße 420 zwischen Lauterecken/Medard und Medard/Odenbach sowie einer 650 Meter langen Strecke der B 270 zwischen Abzweigung Rothselberg und Kreimbach-Kaulbach will die Polizei nun sowohl Tiere als auch Verkehrsteilnehmer zweigleisig auf die Gefahr aufmerksam machen.
Dazu brachten Jäger der Kreisgruppe Kusel am Montag und Dienstag blaue Halbkreisreflektoren an den Leitpfosten an. Zusätzlich werden dort grellfarbene „Dreibeine" mit dem Zusatzschild „Wildunfall" aufgestellt. Die blauen Reflektoren sollen das Wild beim Annähern eines Fahrzeugs davon abhalten, die Straße zu betreten. „Blau ist eine Farbe, die das Wild aus der Natur nicht so gut kennt wie Rot oder Grün. Es bleibt stehen", informiert der Vorsitzende der Kreisverkehrswacht, Peter Koch. Er hat sich für die Finanzierung des Projekts stark gemacht.
Motorisierte Verkehrsteilnehmer hingegen werden von den „Dreibeinen" darauf hingewiesen, dass an dieser Stelle bereits mindestens ein Wildunfall passiert ist und weitere Tiere die Fahrbahn überqueren könnten. Damit hoffen Polizeibeamte, Jägerschaft und Kreisverkehrswacht das Fahrverhalten der Verkehrsteilnehmer beeinflussen und deren Aufmerksamkeit erhöhen zu können.
„Wir sind froh, dass sich die Jäger so engagieren", betont Arno Heeling, der Leiter der Polizeiinspektion Lauterecken. Er hat mit exakt 398 Wildunfällen im Jahr 2012 eine enorme Zuwachsrate im Dienstbereich der Polizeiinspektion Lauterecken vermerkt. Er stellt fest: „Das ist die höchste Zahl, die jemals registriert wurde." Es sei davon auszugehen, dass die Dunkelziffer noch um einiges höher liege, denn nicht jeder Unfall werde der Polizei auch gemeldet.
Polizeibeamtin Birgit Wamsbach, die das Projekt bei der Präsentation auf dem Parkplatz an der B 420 zwischen Medard und Odenbach erläuterte, sowie Klaus Hahn, der stellvertretende Vorsitzende der Kreisgruppe Kusel im Landesjagdverband, hoffen auf einen Erfolg der Maßnahme. Sie regen an, künftig alle Unfälle mit Wild der Polizei zu melden, um realistische Zahlen zu erhalten. Klaus Hahn vertritt die Meinung, die zunehmende Zahl und Schwere der jüngst verzeichneten Wildunfälle dürfe nicht toleriert werden. Die Jägerschaft im Kreis Kusel werde „Geld locker machen", damit das Projekt ausgeweitet werden könne.
Der Pilotversuch zur Unfallprävention, der die Wirksamkeit von Wildwarnreflektoren in Verbindung mit Dreibeinen in greller Farbe testet, ist auf zwei Jahre ausgelegt. Derzeit sind landesweit zwölf Teststrecken ausgewiesen, neun davon mit verschiedenfarbenen Reflektoren und Warnplakaten. (kx)