Die hatten gerade ein Weihnachtskonzert der Extraklasse gegeben. Oder wie es Landrat Franz-Josef Diel bereits zur Pause auf den Punkt brachte: "Einfach ein Genuss."
Vor zwölf Jahren verabschiedeten sich die Amerikaner aus Bad Kreuznach. Das wird heute noch allseits bedauert - und umso herzlicher fällt der Empfang aus, wenn ein Teil von ihnen in Form der United States Army Europe Band & Chorus einmal pro Jahr in die Kurstadt zurückkehrt. So auch diesmal. Kaum hatte Obersleutnant Bruce R. Pulver, Dirigent und Kommandeur des Musikkorps, das Zeichen für das Auftaktstück "A Holiday Rhapsody" gegeben, war die besondere Stimmung in der Halle spürbar. "Eigentlich spielen sie nur noch an ihren festen Standorten in Rheinland-Pfalz", erklärte Oberbürgermeisterin Heike Kaster-Meurer. "Dass sie heute also bei uns sind, ist ein großes Kompliment für Bad Kreuznach."
Im vergangenen Jahr musste das professionelle Ensemble, das aus 70 Musikern und 30 Sängern besteht, absagen. Entsprechend froh war auch Kulturdezernentin Andrea Manz, dass es diesmal klappte. "Das Programm ist schon anders als in den früheren Jahren", meinte Manz. Mehr Show und Unterhaltung, weniger klassische Momente. Kein Konzert mehr im eigentlichen Sinne, sondern vielmehr ein Weihnachtsmusical, das mal ruhige, besinnliche Töne in den Vordergrund stellt, mal stimmgewaltig daherkommt. Eine perfekte Symbiose aus Orchester und Chor - und Schauspiel.
"Ich finde es gerade schön, dass es durch und durch amerikanisch ist", stellte Oberbürgermeisterin Kaster-Meurer heraus. Dazu gehört auch etwas Kitsch und natürlich das amüsante Spielchen mit Vorurteilen gegenüber deutscher Kultur. Wenn es beispielsweise um Essen und Trinken ginge, würden zwei Wörter zur Bestellung reichen, erklärte Lamar Turner, einer der Hauptprotagonisten und -sänger: "Bratwurst und Bier."
Eine weitere Einlage, die für viele Lacher sorgte, war der Auftritt von Paul Grant als Elvis-Double. Locker in der Hüfte, tänzelte Grant über die Bühne, sang "Blue Christmas" von Billy Hayes, flirtete mit dem Publikum und warf am Ende seines umjubelten Auftritts sein Schweißtuch Kulturdezernentin Andrea Manz direkt in die Arme.
Überraschend waren außerdem Passagen, in denen Teile des Orchesters plötzlich in den Stuhlreihen oder auf der Empore der Konrad-Fey-Halle auftauchten. Alles in allem eine Show, die viel Eindruck hinterließ. Das zeigte sich besonders beim Medley "Holiday Sing-Along", dem vorletzten Stück. Band und Chor forderten dazu auf, die Texte im Programmflyer zur Hand zu nehmen und ohne Hemmungen mitzusingen. Und niemand ließ sich zweimal bitten. Ein Massenchor aus 1250 Menschen, der Klassiker wie Silent Night (Stille Nacht) oder Jingle Bells zum besonderen Erlebnis machte. Ein großartiges Finale.
Andrea Manz bedankte sich bei den amerikanischen Freunden mit Worten von Nelson Mandela und stellte gleichermaßen in Richtung Band und Publikum heraus: "Wir sollten nie müde werden, Frieden, Freundschaft und Partnerschaft in die Welt zu tragen." Gleichzeitig hatte sie einen Wunsch an Kommandeur Bruce R. Pulver, mit dem sie sicher allen aus der Seele sprach: "Wir hoffen, dass sie nächstes Jahr wieder kommen."
Stephan Brust