Nun sind Worte das eine, Taten das andere. Wenn nur ein Bruchteil derer vorbeischaut, die sich angesagt haben, dann geht es im Bad Sobernheimer Kaisersaal am 27., 28. und 29. Dezember ganz schön rund. Und daran zweifelt längst niemand mehr.
Das Paul-Schneider-Gästehaus im Leinenborn am Donnerstagnachmittag: Der Saal gleicht einer Versuchsstrecke für Mini-Flitzer, den sogenannten Slotcars. Eine große Bahn ist auf dem Boden ausgebreitet, es wird an letzten Details gefeilt, denn für die ersten Sobernheimer Renntage im Kaisersaal muss alles passen. Erst groß ankündigen und dann an der Technik scheitern? Das wollen die jungen Männer auf keinen Fall.
Kürzlich legten sie schon mal im Deslocher Gemeindehaus einen Boxenstopp mit all ihrem Material ein. Schnell aufbauen, fahren, rasch wieder abbauen. Zu wenig Zeit. Für was es noch reichte, war ein kleiner, feiner Werbefilm, den sie ins Internet stellten und der echte Begeisterung auslöste.
Dem Deslocher Test folgten jetzt weitere Versuchstage im PS-Haus von Uwe Engelmann, dessen Kulturforum das Ereignis nach besten Kräften und mit gutem Geld unterstützt. Auch die Kielburgring-Profis um Winfried Quast (Meddersheim) standen den Sobernheimern mit Rat und Tat zur Seite; die Kielburger brausen über Holzbahnen – die nächste Liga, wenn man auf Slotcars abfährt, sagen Experten.
Vor dem Aufbau im Kaisersaal am heutigen Samstag wurde im Leinenborn gebastelt und gebaut, wurden Höhen und Kurvenradien getestet, vor allem mit der neuen Digitalbahn. Sie besteht aus 350 Einzelteilen, wird etwa 110 Meter lang sein, aus dem Parkett auf die Bühne geführt und den Saal dominieren. Daneben werden eine 15 Meter messende Pro-X-Bahn (Vorgänger der Digitaltechnik) und zwei 20 Meter lange Vier-Spur-Analogbahnen gestellt. Alle auf Tische, weil's bequemer ist für die Piloten. Vorteil der Digitalbahn: Autos werden auf ihre Drücker programmiert, bis zu sechs Wagen können in einer Spur sausen. Entlang der Strecke gibt es Weichenstücke, auf denen man die anderen überholen kann. Analog heißt: Alle Autos sind zentral gesteuert, ein Wagen pro Spur. Fertig.
Ich wage im Paul-Schneider-Gästehaus den Selbstversuch und greife mir einen der ergonomisch geformten Daumendrücker: Federleicht fliegt der filigran gestaltete Flitzer mit Spoiler und Schürzen samt Werbeaufdrucken durch die Kurven, kein großes Rauschen und Reiben, perfekt. Das macht Laune. Zweimal überschlägt sich mein gelber Mercedes – ganz so wie früher, als wir uns an einer heimeligen Vier-Meter-Bahn auf einem hellgrünen Brett maßen.
Wer's ausprobieren will, sollte zwischen den Jahren in den Kaisersaal kommen, kann auch seine eigenen Wagen mitbringen (Maßstab 1:32 und 1:40). 20 Digitalautos stehen zur Verfügung, darunter sieben Wagen heimischer Sponsoren. Ohne die ginge nichts, dankt Axel Neumann neben dem Kulturforum auch den Geschäftsleuten.
Denn am Anfang stand zwar die Idee solcher Carrera-Renntage, aber mit welchen Bahnen – das war unklar. Ziemlich rasch kam heraus, dass das System „Ein bisschen stückeln hier, ein bisschen anbauen da" funktionieren könnte, aber für die drei Tage noch reichlich Bahnmaterial fehlte. Grund, auf Sponsorensuche zu gehen. Locker 1000 Euro haben die Jungs aufgewendet, um das Material, vor allem die schwarzen Streckenstücke, zusammenzubekommen – und nicht nur für die bevorstehende Premiere. Denn schon wird an die nächsten Jahre gedacht. Sollte der Auftakt nämlich gelingen, wird es weitere Renntage geben, ganz sicher. Doch jetzt geht es erst einmal um 2013.
Auch mit dem Hersteller Carrera, dessen Name von einem Porsche-Modell stammt und der heute einem Österreicher gehört, haben sie Kontakt aufgenommen. Antwort: Ja, sie dürfen den Markennamen verwenden, müssen aber herausstellen, dass es sich um keine der offiziellen Carrera-Veranstaltungen handelt. Grund: Die Produzenten des Systems laden selbst zu solchen Renntagen ein und wollen eine Verwechselung vermeiden.
Drei Tage volles Programm mit Infos, Moderation und dem ersten Stadtmeister-Rennen
Und so sieht das Programm der ersten drei Carrera-Tage im Bad Sobernheimer Kaisersaal aus:
Freitag, 27. Dezember: 14 Uhr Start. Stadtbürgermeister Michael Greiner und weitere Offizielle werden kommen, darunter auch Bad Sobernheims SPD-Chef Thomas Neumann, der sich im Kulturforum engagiert und dessen Söhne das Carrera-Spektakel initiiert haben. Ende wird am ersten Tag gegen 19 Uhr sein, sagen die Gastgeber.
Samstag, 28. Dezember: Beginn um 10 Uhr (Ende gegen 18 Uhr); 16 Uhr: Start des Rennens um den ersten Sobernheimer Carrera-Stadtmeister. Zuvor haben die Jungs etliche Vereine angeschrieben, hoffen auf gute Resonanz.
Sonntag, 29. Dezember: 10 bis 18 Uhr und Ausklang des Events.
Zum Carrera-Team gehören neben Axel und Olaf Neumann auch Mareck Dörr, Axel Pfeffer und Dominic Kranz sowie Automechaniker Kai Kriegel aus Desloch. Stefan Munzlinger
Das Sobernheimer Team ist auch auf Facebook vertreten: 1. Bad Sobernheimer Carrera Woche