Vor allem die musikalischen Sinne. „Musikgarten für Babys" heißt das reizende, allwöchentliche Programm, das von Gesangslehrerin Ramona Wöllstein im Haus Bernardi an der Großstraße 90, Hinterhof-Eingang, gestaltet wird. Der „Oeffentliche" war bei einer Stunde zu Besuch.
Fünf Mamas mit fünf Kindern im Alter von drei bis zwölf Monaten treffen sich um 9 Uhr morgens im Sitzkreis. Zur Begrüßung geht ein Glöckchen von Hand zu Hand. Die Kinder, sichtbar gut ausgeschlafen, lauschen dem hellen Klang völlig fasziniert. Wo der wohl herkommt? Wie das wohl sein kann?
Als nächstes hat sich Wöllstein, die eine Zusatzausbildung in der musikalischen Früherziehung und das Gerüst ihres Kurses von einem amerikanischen Konzept entliehen hat, ein Herbstlied ausgedacht. Die Mamas machen bibbernde Geräusche, reiben und kuscheln die kleinen Körper ihrer Babys warm. Sie simulieren die fallenden Blätter von den Bäumen. Es kostet niemanden Überwindung, hier mitzumachen. Es sieht eher danach aus, als wenn sich die Mütter freuen, so ein fantasiereiches, inspirierendes Programm mit ihren Herzallerliebsten mitmachen zu können. Es geht Schlag auf Schlag. Ramona Wöllstein hat den Ablauf mustergültig vorbereitet. Die volle Aufmerksamkeit der Kinder wird gefördert, ohne sie zu überfordern. In diesem Alter wäre es sinnlos, die Kinder zu etwas zwingen zu wollen, wofür das Gehirn noch gar nicht reif ist.
Die Kinder beobachten, was die Erwachsenen da vormachen und vorsingen. Zum Beispiel „Es klappert die Mühle am rauschenden Bach". Kleine Holzstäbchen werden verteilt. Sie sind zum Mitklopfen des Taktes. Klar, dass die Kleinkinder erst mal deren Geschmack testen, ehe musiziert wird. Nicht alle Kinder fühlen sich animiert, aber doch die meisten. Sie sind in jenem Alter, in dem man schon entfernt den künftigen Charakter des Menschen erahnen kann. Ob neuer Mozart oder doch eher Kfz-Mechaniker – die Möglichkeiten sind eben unbegrenzt.
Der Fundus an Utensilien, der beim Musikgarten benutzt wird, kommt bei den Kindern sehr gut an. Als nächstes werden bunte, durchsichtige Tücher ausgepackt. Wieder reagieren die Kleinen, werden ganz ruhig und neugierig, was man damit alles machen kann. Die Gruppe singt ein neues Lied und klatscht im Takt. Bald darauf tanzen alle eine Runde im Kreis, wiegen die Kinder in der Luft. „Ganz schön schwer auf Dauer", stöhnt eine Mama vergnügt über ihr zehn Kilo schweres, schönstes Zusatzgewicht, doch Ramona Wöllstein mahnt zum Durchhalten: „Das trainiert die Oberarme!" Der Musikgarten geht an diesem Tag so langsam zu Ende. In der Abschlussrunde wird noch einmal gemeinsam getrommelt – auch ganz zart mit den Fingerspitzen auf den Köpfen der Kinder, immer im Takt der Musik-CD. Das Schwungtuchspiel beendet die Zeit; wobei die Aufmerksamkeit der Kleinen spürbar an der Grenze angekommen ist.
Nach einer kurzen Pause kommt eine zweite Gruppe mit etwas älteren Kleinkindern zum Musikgarten. „Es wird für die Musikschule zunehmend schwerer, neue Kinder zu finden, weil sehr viele ja schon mit zwei Jahren in die Kita gehen", berichtet Wöllstein.
Sinn des Kurses, der 18 Euro pro Monat kostet, ist es, den Kleinkindern ein erstes Gefühl für Rhythmus, hohe wie tiefe Töne, Pausen und schnelle wie langsame Musik auf absolut spielerische Weise zu vermitteln. „Studien belegen die positiven Auswirkungen von Musik auf die Entwicklung von Intelligenz, Kreativität und Sprache", schreibt die KMS auf ihrer Website. Außerdem stärke die gemeinsame Zeit die Bindung der Kinder an ihre Eltern und umgekehrt. Martin Köhler
Eltern, die sich über den Musikgarten der Kreismusikschule informieren wollen, können sich direkt an Ramona Wöllstein, Telefon 06754/943 969, oder an die Zentrale in Kirn, Telefon 06752/939 793, wenden.