Monzingen - Legt man die Zahl der Zuhörer bei der Monzinger Ratssitzung am Donnerstagabend zugrunde, dann heißt das: Die Schließung der Sparkassenfiliale am 30. September interessiert nur wenige Bürger. Gerademal fünf fanden den Weg ins Rathaus und überließen ansonsten den Mandatsträgern die Aufgabe, dem Sparkassen-Vertriebsleiter Jürgen Saurwein auf den Zahn zu fühlen.
Saurweins Kernaussage lautete: „Wir werden die Geschäftsstelle schließen, so traurig das für manchen auch ist." Der Vorstand und der Verwaltungsrat der Sparkasse Rhein-Nahe hätten die Entscheidung getroffen beziehungsweise kürzlich auch bestätigt.
Allerdings wolle man Monzingen mit dem Sparkassenbus, der sogenannten fahrenden Geschäftsstelle, künftig eine Alternative bieten. Der Bus fahre auch jene kleine Orte an, in denen es noch nie eine Zweigstelle gab. Damit komme man dem öffentlichen Auftrag nach. Der Unterschied sei, dass sich die Kunden nach den Buszeiten richten müssten, statt wie bisher viele Stunden am Tag Zeit zu haben, die Filiale aufzusuchen. Man wolle allerdings die Ausstattung und Möglichkeiten in den Bussen weiterhin verbessern.
Klaus Stein (SPD) hält die Entscheidung für bedauerlich, gerade mit Blick auf die Vorjahre, in denen die Sparkasse stets mit der „Verbreitung in der Fläche" geworben habe. Er bat um eine „adäquate Kompensation". Vielleicht, so Stein, sei die bevorstehende Neugestaltung des Obertor-Standorts ein Argument, mit dem man die Filiale doch noch halten könne.
Erster Beigeordneter Karlheinz Steinbrecher (FWG) schloss sich dem an und fragte den Sparkassen-Vertreter, ob es nicht doch eine Alternative, etwa in Form eines Servicepoints mit Geldautomaten, Kontoauszugsdrucker und Überweisungsautomat, geben könne.
Saurwein verneinte und rechnete vor: Alleine ein Geldautomat verbrauche jährlich „so viel Strom wie ein Vier-Personen-Haushalt". Dazu kämen die Kosten für Klimaanlage und Heizung, Reinigung und allgemeine Wartung, wonach man rasch wieder im fünfstelligen Bereich sei. Solche Investitionen rechneten sich nur an hochfrequentierten Standorten wie dem Servicepoint an der Westtangente Sobernheims, der im Übrigen unter den Top 5 im Kreis rangiere.
Zur Obertor-Neugestaltung meinte Jürgen Saurwein: „Ich weiß nicht, wie wir uns da einbringen könnten?" Dann meldete sich Peter Herrmann (FWG) zu Wort. Der Sparkassenbus sei keine gescheite Lösung. Er zeigte sich enttäuscht, dass die Sparkasse die Schließung beschloss, ohne die Gemeinde frühzeitig zu informieren.
Der Sparkassen-Vertriebsleiter entgegnete, dass man sich die Entscheidung „nicht leicht" gemacht habe. „Wir können unser Unternehmen nicht so führen, dass wir die Zeichen der Zeit nicht einkalkulieren", bekräftigte er. Jeder Bürger in Rat oder Dorf solle mal sein eigenes Bank-Verhalten beobachten. Onlinebanking und Direktbankenkonkurrenz ließe die Bedeutung und somit die Wirtschaftlichkeit kleinerer Filialen immer mehr zurückgehen. Außerdem würden immerhin 25 Prozent der Monzinger Sparkassenkunden bereits heute von einem anderen Kundenbetreuer als von Kerstin Beck am Obertor beraten. Sie und ihre Kollegin Christa Schmidt würden künftig in Bad Sobernheim weiterbeschäftigt, versicherte Saurwein in der Ratsrunde.
Auch Elmar Schauß (FDP) pochte darauf, dass für Monzingen ein Servicepoint erhalten bleiben solle, akzeptierte jedoch die Geschäftsstellenschließung als „unausweichlich". Hans-Jürgen Eckert (parteilos) erinnerte erneut an den „öffentlichen Auftrag" der Sparkasse und empfand es ebenso wie Jürgen Disselhoff (SPD) als „schlechten Stil", dass man gar kein Mitspracherecht gehabt habe.
Am Ende der Diskussion blickte Dirk Akva (FDP) in die Zukunft: „Und wenn dann irgendwann auch die fahrenden Geschäftsstellen abgeschafft werden, ist Monzingen ganz von der Bankversorgung abgeschnitten!" Nach gut 45 Minuten war dieser Tagesordnungspunkt des Gemeinderates abgeschlossen. Martin Köhler
Auch Odernheimer Filiale ab 1. Oktober dicht
Odernheim. Die Odernheimer Filiale der Sparkasse Rhein-Nahe soll Ende September geschlossen werden. Die Kunden im Glandorf sind darüber alles andere als begeistert. Hintergrund sei, so heißt es vonseiten der Sparkasse, dass klassische Bankdienstleistungen – von der Überweisung bis zum Aktienkauf – immer häufiger über das Internet abgewickelt würden. Hinzu kämen geforderte sicherheitstechnische Umbauten, deren Kosten durch die Kundenfrequenz nicht gedeckt werden könnten, so die Sparkassenleitung. Was vor Jahrzehnten gut war, rechne sich heute nicht mehr, so das Kreditinstitut weiter. Es nennt wie in Monzingen vor allem betriebswirtschaftliche Aspekte als Schließungsgrund.
Eine Verlagerung der Bankgeschäfte ins Internet ist ein Segen für Berufstätige. Dass die 60-plus-Generationen beim Internet meist außen vor ist und künftig weite Wege auf sich nehmen muss, sei schmerzlich, aber unausweichlich.
Zwar sollen der Geldautomat und der Kontoauszugsdrucker in Odernheim erhalten bleiben, damit sei jedoch vielen nicht geholfen, schimpft Pompeo Introcaso, der direkt neben der Sparkasse eine Pizzeria betreibt. Er müsse fortan mit dem Auto nach Sobernheim oder Meisenheim fahren, um seine Tageseinnahmen einzuzahlen.
Das alles möchte Roswitha Porth nicht einfach hinnehmen und organisierte eine Unterschriftenaktion für den Erhalt der Filiale. Listen liegen in der Disibodenberg-Apo-theke, im Lebensmittelgeschäft Wagner und in der Bäckerei Weyand aus. 90 Bürger haben unterschrieben. Porth und viele weitere Noch-Kunden ärgert vor allem die rigorose Vorgehensweise. Schlicht übergangen fühle man sich, man erfahre es aus der Presse, am Stammtisch oder durch mündliche Weitergabe, nur nicht von der Bank selbst. Das Vertrauensverhältnis sei gestört, sagte Porth.
Das Odernheimer Ratsmitglied Berthold Schmidt (Liste Schmidt) meinte: „Die Stärke der Banken war immer, dass sie in der Fläche präsent waren." Jetzt ziehe man sich zurück. Selbst der sicherheitstechnische Umbau sei kein Grund zur Schließung, der sei nur wegen des Investitionsstaus der Vorjahre zustande gekommen. „Nun sollen die Kunden zahlen."
Schmidt begrüßt die Unterschriftenaktion, doch wäre es eher Sache des Gemeinderates gewesen, sich für die Filiale einzusetzen. In Monzingen habe Ortsbürgermeister Norbert Alt (SPD) einen Sparkassenvertreter eingeladen, um Infos aus erster Hand zu bekommen. Schmidt will in der Ratssitzung am 27. Juni nachfragen. Er hofft, dass nun nicht noch andere Geldinstitute nachziehen. Udo Ransweiler