Bad Sobernheim - Rettungsaktion gelungen, Patient lebt – und schmiedet schon wieder erste Pläne. Die 80. Auflage der bis 2012 schwächelnden Sobernheimer Johanniskerb lief weit besser als erwartet. Vor allem Freitag- und Samstagabend waren top besucht. Nichtsdestotrotz: An den Details muss jetzt weiter gefeilt werden, das Feintuning für 2014 läuft bereits. Außerdem: Kerwewirt Frank Weikert will „auf alle Fälle" weitermachen.
Erleichterung bei Stadtbürgermeister Michael Greiner und Marktmeister Werner Weingarth beim von rund 400 Bürgern besuchten Frühschoppen am Montagmorgen. Nachdem es kürzlich noch Tendenzen im Stadtrat gab, die sterbende Kerb zu beerdigen, empfinden es die beiden Ur-Sobernheimer durchaus als kleinen Erfolg, mit wenigen Mitteln etwas auf die Beine gestellt zu haben, das zwar nicht die ganz großen Massen lockte, aber doch eines erkennen ließ: eine Trendwende. „Von Abschaffung der Kerb ist ab jetzt wohl keine Rede mehr", denkt Greiner.
Zufriedenheit auch bei den in die Kerwe-Vorbereitung einbezogenen Schaustellern, die beim Bilanztreffen kurz vorm Frühschoppen nicht klagen wollten. Gut: der sonntägliche Trödelmarkt parallel zum Johannisplatz. Das zog viele Leute. Gut: der moderne Weinstand von Andrea und Stefan Theis (Kirschroth) mit zwölf Weinen und Sekten, der an allen drei Haupttagen eine wichtige Klientel auf dem Platz hielt. Richtiger Standort, nette Leute, nichts zu meckern. Gerne wollen sie 2014 wieder dabei sein. Gut: das neue Pagoden-Kerwedorf von Frank Weikert und seinem zehnköpfigen Team mit 350 überdachten Sitzplätzen und jeder Menge Bewegungsfreiheit. Ein großes Zelt vermisst kein Mensch mehr.
Gut: die klar sichtbare Musikbühne auf der Stirnseite des Dorfs. Gut: die Bands Boom und Roots am Freitag und Samstag, die junge Leute zogen. Gut: Simmertals Brunkensteiner beim Frühschoppen; sie spielten klasse, nicht zu laut und passten perfekt. Gut selbst das Wetter. Nicht zu heiß, nicht zu kalt. Ein bisschen Regen gestern Mittag.
Schon gibt es erste leicht bekleidete Ideen für 2014: Mit einem „Miss Kerb im Bikini"-Wettbewerb könnte ein weiteres Gäste anziehendes Highlight etabliert werden. Über diese Anregung eines Schaustellers will Marktmeister Werner Weingarth gerne nachdenken.
Kerwewirt Frank Weikert (56), gebürtiger Merxheimer, gelernter Einzelhandelskaufmann und seit 50 Jahren mit seinen Eltern beruflich auf Volksfeste-Tour zwischen Rhein und Hunsrück, Nordpfalz und Saar unterwegs, etwa bei Kreuznacher Jahrmarkt oder Kirner Kerb, war „überrascht" vom Andrang an den ersten beiden Tagen. Sonntag dann die unerwartet frühe Leere des Dorfs: „Die gehen die Leute bei Zeiten heim, weil sie einen Werktag vor sich haben." Das müsse man für 2014 bedenken. Das zweite Kerwedorf will er anders, „noch besser" stellen; mit einem Spezialausschankwagen der Brauerei und dem dritten Menschenkicker-Turnier in Dorfmitte und nicht mehr draußen wie am Sonntag.
Und er will einen einheimischen Verein finden, der nachmittags Kaffee und Kuchen anbietet und anderes Süßes wie „Johannisplätzchen". Bei seinem 2000 gebauten Bratwurst-Pommes-Stand will er es 2014 nicht belassen, denkt an ein ausgeweitetes Essensangebot, vielleicht ja mit Gyros-Gerichten.
Für Weikert, der der Stadt und der Kirner Brauerei für ihren stark unterstützenden Einsatz dankt, bleibt „eine Kerb deutsches Kulturgut, das man erhalten muss". Und wenn er eines an den vergangenen fast vier Tagen erfahren hat, dann das: Die Sobernheimer Kerb könne durchaus wieder zum lukrativ-reizvollen Fest für alle werden: für Schausteller und Gäste.
Erneut verlässliche Größe bei der Kerb: die Malteser-Rettungssanitäter um Joachim Höhn. 15 Ehrenamtliche standen bereit. Ihre Bilanz: „Ruhiger als in den Vorjahren." Es gab zwei kleinere Vorfälle am Samstag, Folgen einer Schlägerei. Das war's auch schon. Alkohol? Auch kein Problem, sagte Joachim Höhn, betrunkene Jugendliche musste man nicht betreuen. Für die Johanniskirmes 2013 galt: „Die Masse hatte einfach ihren Spaß." Stefan Munzlinger
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