Stadtbürgermeister Werner Keym, der sich angesichts harscher Kritik durch die Bürgerinitiative „An der Mälzerei" demonstrativ vor den Stadtrat stellte, berichtete am Freitagabend in der Ratssitzung: „Ich habe Schreiben bekommen, die so unterirdisch waren, wie ich es noch nie erlebt habe." Besonders die Umleitungsrouten während der Bauzeit sorgten für hitzige Diskussionen. Jetzt stehen die Strecken fest.
Der Pkw-Verkehr wird in Richtung Glantal-Klinik über den schmalen Werner-Martin-Weg geleitet und fließt über den Wirtschaftsweg zur B 420 zwischen Callbach und Meisenheim ab. Lkw fahren über den Wirtschaftsweg am Keddarter Hof vorbei zum Krankenhaus. Sie wenden auf dem Parkplatz oberhalb der Klinik. Der Rückweg führt wieder am Keddarter Hof vorbei. Begegnen sich zwei Lkw, muss einer in die noch anzulegenden Ausbuchtungen ausweichen und warten. Beide Wirtschaftswege werden geschottert. Zahlreiche Zuhörer hatten die vorausgegangene Stadtratsdebatte im historischen Rathaus verfolgt. Darunter befanden sich in erster Linie Bewohner der Siedlung an der Mälzerei, wo eine Bürgerinitiative um Jürgen Koenen, der nicht an der Sitzung teilnahm, aktiv ist. Werner Keym ging eingangs auf die Vorgeschichte ein: „Es gab weitere Gespräche und viele Schreiben." Das Verfahren, in das auch Baufachleute und die Geschäftsführung der Glantal-Klinik einbezogen waren, sei ergebnisoffen geführt worden.
Der Ausbau der Liebfrauenbergstraße, die Hauptverkehrsader zur Glantal-Klinik, soll im März beginnen und bis Oktober dauern. Während der nötigen Sperrzeiten müssen die Umleitungen in Kauf genommen werden. Um den Betrieb in der Klinik, wo zurzeit umfassende Neubauten laufen, aufrechtzuerhalten, sind komplizierte Abläufe zu beachten. Keym stellte fest: „Einen solchen Fall hat es in Meisenheim noch nicht gegeben." CDU-Fraktionsvorsitzender Engelbert Lenz machte Druck für eine rasche Entscheidung: „Wir haben für den Fortbestand des Krankenhauses demonstriert. Jetzt brauchen wir eine gute und schnelle Lösung." Dies sah auch der Stadtbürgermeister so: „Die Zeit läuft gegen uns."
Ratsherr Willy Schira (FWG) brachte für die Pkw-Umleitung neben den beiden bekannten Alternativen – durch die Siedlung und in Richtung Callbach – eine weitere ins Gespräch: den Wirtschaftsweg in Richtung Reiffelbach. Thomas Ammann (Grüne) beantragte, auch darüber abzustimmen, was die Mehrheit befürwortete. Siedlungsbewohner Dr. Michael Albert forderte eine offene Abstimmung über die Umleitungsstrecken, während Werner Keym eine nicht öffentliche favorisierte. Doch die notwendige Mehrheit für Keyms Wunsch kam nicht zustande.
Dann wurde es spannend. Der Stadtrat musste sich für eine der drei Varianten entscheiden. Das Ergebnis: sieben Stimmen für die Strecke zur B 420 in Richtung Callbach, fünf Voten für den Weg in Richtung Reiffelbach und zwei, darunter Werner Keym, für die Strecke durch die Siedlung. Ein Stadtratsmitglied enthielt sich. Mit diesem Beschluss machte sich Erleichterung bei den Bewohnern der Siedlung breit. Keym kündigte an: „In einem Jahr ist alles vorbei." Die Umleitungsstrecken müssen nun eingerichtet und dann unterhalten werden. An den Kosten von mehreren Tausend Euro sollen sich wohl die Anwohner der Liebfrauenbergstraße beteiligen, lautete eine neue Erkenntnis. Aber die jeweiligen Beträge seien überschaubar, tröstete der Stadtbürgermeister. Eugen Krax (FDP) hatte gefragt, wie die Einfahrt vom Wirtschaftsweg auf die B 420 geregelt werde. VG-Bürgermeister Dietmar Kron (SPD) führte hierüber im Vorfeld Gespräche mit dem Landesbetrieb Mobilität. Der sagte zu, die Geschwindigkeitsbegrenzung in diesem Bereich von 70 auf 50 km/h zu reduzieren, um eine sichere Ausfahrt zu ermöglichen.
Von unserem Redakteur Klaus Dietrich