Schwarzerden - Die neue Ortsbürgermeisterin erhielt 89 Ja- und 64 Nein-Stimmen – Hohe Wahlbeteiligung von über 75 Prozent
Claudia Schneiß hat es geschafft. Die 46-jährige Lohnbuchhalterin konnte gestern Abend um 18.16 Uhr ihr Stimmenkonto im Hunsrückdorf Schwarzerden mit einem satten Plus von 25 Stimmen abschließen. Von 203 wahlberechtigten Schwarzerdenern hatten 89 mit Ja und 64 mit Nein gestimmt. Eine Stimme war ungültig. Dabei begann es für sie schlecht: Die ersten drei waren Nein-Stimmen, dann folgte eine Ungültige. Schnell drehte sich das Barometer aber auch „Hoch". Mit 75,8 Prozent war die Wahlbeteiligung sehr hoch, ein Indiz dafür, dass den Schwarzerdenern etwas daran liegt, endlich wieder eine „Regierung zu haben".Einer ersten Gratulanten war VG-Bürgermeister Werner Müller, der in der Zeit nach dem Rücktritt von Ortsgemeinderat und Ortsbürgermeisterin Gabriele von Gemünden die Geschäfte führen musste. Das ist jetzt bald vorbei. Ende des Monats sollen in einer konstituierenden Sitzung Ortsbürgermeisterin und Gemeinderat eingeführt und dann gleich auch der Haushalt 2013 verabschiedet werden.Die neue Ortsbürgermeisterin war mit ihrem Ergebnis zufrieden. Mehr habe sie als „Eingeheiratete" und Seiteneinsteigerin nicht erwarten dürfen. Ihr erstes Bestreben ist es nun, dafür zu sorgen, dass Schwarzerden in ruhiges Fahrwasser kommt. Sie will sich als erstes darum kümmern, dass in den Jugendraum Leben einkehrt. Dazu brauche es keinen eigenen Verein, wenn sich Eltern bereit erklärten, mitzuhelfen. Sie werde sich erst einmal einlesen und wolle einiges delegieren. So hat sie die Vorstellung, dass sich die Landfrauen (bei denen sie im Vorstand ebenso mitarbeitet wie als Kassiererin im FSV) um das Bürgerhaus kümmern. Am Sonntag von 8 bis 18 Uhr war das Wahllokal im Dorfmittelpunkt geöffnet. In einer Mehrheitswahl hatten 203 Bürger die Möglichkeit, ihren Ortsgemeinderat zu wählen. Und zwar im Mehrheitswahlverfahren. Jeder konnte sechs Namen aufschreiben. Es war lange Zeit „verdächtig" ruhig Ort geblieben. Erst zwei Tage vor der Wahl signalisierten acht potenzielle Kandidaten auf Wurfzetteln ihre Bereitschaft, im neuen Rat mitzumachen. Ein Kandidat ging von Tür zu Tür, um für sich zu werben. So kamen doch doch genügend Aspiranten zusammen. Meist frühere Ratsmitglieder oder Mandatsträger. „Eigentlich ein gutes Omen", wurde das von der ersten „Schicht" im Dorfmittelpunkt kommentiert. Sonntags hat hier der Kultur- und Verschönerungsverein seinen Frühschoppentreff. Das war auch gestern so. Das Wahllokal war räumlich abgetrennt, und ein lodernder Holzofen sorgte für behagliche, heimelige Atmosphäre. Es regnete draußen Bindfäden, als Wahlausschussvorsitzender Ingo Gans kurz vor Öffnung des Wahllokals per Handschlag den Wahlausschuss auf Neutralität und Schweigepflicht hinwies.Zwölf Briefwähler der 203 Wahlberechtigten im 273-Seelen-Ort hatten im Vorfeld in Ruhe zu Hause ihr Kreuzchen gemacht und ihre Namensvorschläge notiert. Bis elf Uhr gaben 50 Wähler ihre Stimme ab, erste Prognosen sahen die Wahlbeteiligung bei 66 Prozent. Wie immer! Allerweltsthemen gab es zur Genüge. Die Fusion mit Kirn, die Notwendigkeit, in Kreis und VG übergreifend mit der Gebietsreform zu beginnen. Das Jahrhundert-Hochwasser und die Schäden der von der Flut gebeutelten Bürger und Opfer ließen die Probleme in Schwarzerden klein werden. Natürlich war unser Bericht vom Samstag in aller Munde, wo der 88-jährige Josef Rüddel in Windhagen seit über 50 Jahre Ortsbürgermeister ist. Für die Wähler war dennoch Schwarzerden Nabel der Welt: „Wir sind nur ein kleines Dorf. Trotzdem muss sich einbringen und kümmern", war der Tenor. Zwei Dutzend Bürger verfolgten abends die Auszählung. Die neue Ortsbürgermeisterin hofft, dass künftig Mehrheiten akzeptiert werden, Gemeinwohl vor Eigennutz geht. Auf vernünftiges Arbeiten setzt auch VG-Bürgermeister Müller. Kurz vor 20 Uhr stand das Ergebnis fest, waren die Listen mit 57 Namen ausgezählt.Gewählt für die OG-Rat sind: Heiko Saam (94 Stimmen), Marco Heinrich (72), Friedrich Kreuzer (68), Roswitha Jäger (64), Mario Spieß (62) und Achim Diener (50.) Am Dienstag ist Wahlausschuss. Dann wird das endgültige Ergebnis festgestellt. Nach einer Einspruchsfrist von zwei Wochen kann die konstituierende Sitzung steigen.