Bad Sobernheim - Harte Diskussion: Die 1600 Mitarbeiter des Automobilzulieferers Hay an den drei Standorten Sobernheim, Bockenau und Lüchow sollen erneut auf Lohn verzichten. Von insgesamt 5 Millionen Euro ist die Rede. Die Geschäftsführung hält den Verzicht für notwendig, soll die Zukunft des Zulieferers gesichert sein.
Der Hay-Betriebsrat um Daniel Mansuy und die IG Metall sehen das anders: Mit Blick auf den 20-Millionen-Euro-Gewinn des vergangenen Jahres sei ein Lohnverzicht schlicht inakzeptabel.
Nun wird weiterverhandelt, Anfang kommender Woche will sich die Hay-Belegschaftsvertretung in einem Pressegespräch äußern.
Dienstagmorgen in der Bockenauer-Schweiz-Halle: Knapp 700 Mitarbeiter von Hay sind gekommen, wollen die neuen Forderungen der Geschäftsführung hören. „So voll war die Halle noch nie", sagt Daniel Mansuy (Callbach) anschließend. Der gebürtige Franzose und gelernte Werkzeugmacher arbeitet seit 33 Jahren bei Hay und sitzt dem Betriebsrat seit dem 1. Juli 2011 vor. Nachdem sich die Diskussion allzu heftig entwickelte, habe er die vierstündige Zusammenkunft abgebrochen, informierte Mansuy gestern Morgen auf Anfrage des „Oeffentlichen".
Der Chef des Betriebsrates will zum gegenwärtigen Zeitpunkt nichts mehr sagen, um die laufenden Verhandlungen nicht zu stören. So viel erklärt er dann aber doch: In der Belegschaft herrsche kein Verständnis für die Forderung der Arbeitgeber. Bereits in den vergangenen Jahren hätten die Mitarbeiter auf Urlaubs- und Weihnachtsgeld und weitere vier Prozent Lohn verzichtet. Damit hätten sie ihren Beitrag geleistet. Jetzt erneut Abstriche machen? Das wollen sie nicht, zumal die alten Verträge gerade erst seit dem 1. Januar 2013 wieder gelten. Betriebsbedingte Kündigungen, das handelten die Belegschaftsvertreter mit der Geschäftsführung damals aus, seien bis Ende 2014 ausgeschlossen.
Im Einzelnen sieht das, was die Hay-Verantwortlichen für ihre Mitarbeiter vorschlagen, eine Art Staffelung der Einkommen vor. Über deren Umfang, über Maximal- und Minimalwerte war gestern nichts zu erfahren. Wir baten die Geschäftsführung um eine Stellungnahme – sie blieb bis Redaktionsschluss aus.
Wie zu hören ist, auch dazu gab es trotz Anfrage keine offizielle Bestätigung, soll die Position der IG Metall recht nahe an den Vorstellungen der Hay-Geschäftsführung liegen, was nicht wenige der Arbeitnehmer erzürnt – sie erwarten, dass die Gewerkschafter auf ihrer Seite stehen und keine „faulen Kompromisse" mit den Arbeitgebern eingehen. Ohnehin: Der IG-Metall-Organisationsgrad bei Hay sei nicht sonderlich hoch. Es könne nicht sein, dass eine Minderheit schlechte Konditionen für die Mehrheit aushandele.
Alle diese Positionen und Aussagen zeigen: Die Stimmung im 1925 von Johann Hay gegründeten Unternehmen scheint explosiv. Und das vor dem Hintergrund einer zwar kriselnden Automobilkonjunktur, aber nach wie vor vollen Hay-Auftragsbüchern. Daniel Mansuy: „Unsere Auftragslage ist gut."
Stefan Munzlinger